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Training
Die ärztlich verordnete Therapie reicht nicht aus, um mit einer Krankheit wie Multiple Sklerose einigermassen gut leben zu können. Es ist ein gerütteltes Mass an Eigeninitiative erforderlich. Ich habe mich entschieden, ohne medikamentöse Therapie zu leben. Die angebotenen Medikamente bergen das Restrisiko letaler Krankheiten wie Depression, Hirnhautentzündung, Herzinfarkt oder Hirnschlag. Lieber tausend Mal und noch mehr auf den Uetliberg gehen als ein solches Medikament zu nehmen! Ich habe von Betroffenen erfahren, dass sie nach Jahren der Nutzung ein solches Medikament wegen Unverträglichkeit absetzen mussten und sie eine Zukunft mit ungewisser medikamentöser Behandlung verunsichert hat. Als natürliches Mittel erhalte ich auf Rezept Alpha-Liponsäure in Kapselform. Von Gönnerinnen und Gönnern habe ich Hanfkraut für Tees erhalten.

Ich erhalte einmal pro Woche Physiotherapie in der Klinik Lengg. Weil ich praktisch alles selbständig üben kann, nutze ich die Gelegenheit und die vielfältigen Trainingsmittel für mich noch etwas länger zu üben. Hinzu kommt die wöchentliche Hippotherapie mit meiner vierbeinigen Therapeutin Glédy.

Ich turne jeden Morgen über eine Stunde lang in meinem Wohnzimmer. Ich variiere verschiedene Dehn- und Koordinationsübungen. Für die Stabilität sind ein gut trainiertes Becken und Rumpf entscheidend. Ich habe selber eine wirksame übungskombination im Schneidersitz sitzend entwickelt. Seit einigen Jahren übe ich jeden Tag, vom Boden aus aufzustehen. Ich kann dies allen empfehlen. Immer wieder erfahre ich von älteren Menschen, dass sie nicht mehr vom Boden aus aufstehen können. Dies ist gefährlich. Vielleicht kann die Fähigkeit dank täglichem Training bis ins hohe Alter beibehalten werden. Nach jahrelanger Therapie habe ich mir ein riesiges Repertoire an Gymnastikübungen angeeignet. Manchmal komme ich zum Jonglieren. Spass gehört zur Arbeit. Erst nach dem Turnen folgen Körperpflege und Frühstück. Wenn ich auf einen meiner Märsche gehe, habe ich ein Kurzprogramm mit Gymnastikübungen, um meinen Körper nach der Nacht zu starten. Es ist klar, dass ich Frühaufsteherin bin.

Seit der Rippenprellung im Herbst 2018 kommt noch am Abend eine Trainingseinheit hinzu. Ich meditiere abends gerne im Schneidersitz. Ferner benutze ich meinen Hometrainer.


Anfang 2021 habe ich den Corona-bedingten Lockdown benutzt, um mittels eines Videos zu zeigen, wie ich im Alltag zu Hause trainiere. Hier ist der Link zum Video auf Youtube (auf das Bild klicken):






























Im Alltag laufe ich regelmässig durch die Stadt. Ich habe mein Fusswegnetz sowie eine Art „Fussweg-Fahrplan“.  Ich gehe so oft wie möglich zu Fuss an Sitzungen und Veranstaltungen. Oft laufe ich an den Bahnhof und zurück, wenn ich nur mit SBB und Postauto unterwegs bin. Ein Weg ist immerhin drei Kilometer lang. Jeder Kilometer zählt.

Der Uetliberg ist mein lieber Sparringpartner. Ich bin bestimmt eine gute vierstellige Zahl mal auf ihn gestiegen. Mein Lieblingsweg ist der Denzlerweg mit den ungefähr 860 Stufen, die ich einmal gezählt habe. Als Dessert folgte vor der Gebührenpflicht der Turm mit 136 Treppenstufen. „Es muss einfahren“, hat mir einmal ein starker Läufer gesagt. Gerne absolviere ich auch Laternenweg und Föhreneggweg als steile Wege, wenn der Boden mir am Denzlerweg zu glitschig ist. Der Denzlerweg ist gut als Vorbereitung für die Bergwege in alpinem Gelände. Der Weg von Arth-Goldau auf den Rigi-Kulm ist eine ideale Vorbereitungsroute, um Höhenmeter zu trainieren. Ich kann dort gegen 1300 Höhenmeter steigen. Ich bin bereits klar vor Mittag auf der Alp Chäserenholz im gemütlichen Alpbeizli von Franz-Anton Kennel bei einer Käseschnitte oder einem riesigen Alpkäse samt Süssmost. Gerne wandere ich immer wieder vom Bahnhof Zug auf den Zugerberg und fahre auch dort mit der Bahn hinab.

Übrigens: Die rot-weiss-roten Bergwanderwege sind ein ideales Trainingsmittel um Rumpf, die Fussgelenke und die Koordination vertieft, intensiv zu trainieren. Idealerweise bereite ich mich mit leichteren Bergwanderweg-Touren auf anspruchsvolle Touren, auf die finalen Etappen zu den alpinen Flussquellen zu. Während vielen Jahren habe ich aus Unsicherheit die weiss-rot-weissen Bergwanderwege gemieden. Sie sind jenseits meiner Möglichkeiten gewesen. Die Flüsse haben mich motiviert, verschüttete Fähigkeiten wieder zurück zu kämpfen. Dies ist dank meinem seriösen Basistraining und die Umstellung auf einen Leistungssport-Lebensstil möglich gewesen. Es ist auf den ersten Bergwegstrecken etwas wie aus tiefem Untergrund allmählich in mir angeklungen - und mit immer mehr tausend Schritten habe ich wieder etwas davon gefühlt, wie es einmal gewesen ist.  

Auch mir wird nichts geschenkt und ich muss immer wieder nachschleifen. Beim Schneeschuhlaufen am Neujahrstag 2015 auf der Hohfluh ob Schwyz haben sich Defizite gezeigt und meine Freundin Carolin Heitz, die selber Physiotherapeutin ist und Dozentin an der Fachhochschule, hat mir geraten, fleissig Treppen zu laufen. Seither laufe ich oft 1‘000 Treppenstufen in meinem Wohnhaus. Ein oder zwei Stockwerke pro Tag absolviere ich mit jeweils zwei Treppentritten pro Mal. Ich bin glücklich, dass es neun Stockwerke und einen Lift zum Hinunterfahren gibt.

Ich habe im Frühjahr 2015 angefangen, abwechselnd möglichst lange auf einem Bein zu stehen, wenn ich auf Tram, Bus oder Bahn warte. Es kümmert mich nicht, was die Leute um mich herum denken. Sie können es ja auch machen.

Ich übe täglich besonders, um meine Fussgelenke zu stärken. Das Dehnen von Achillessehne und Kniegelenk dient der Prävention. Ich hopse in meiner Stube herum, um Sprungkraft und Schnellkraft zu fördern. Ich muss auf das rechte Knie achten, dessen Kniebänder bereits einmal so entzündet gewesen sind, dass ich samstagabends in den Notfall des Triemli-Spitals gehumpelt bin. Voltaren Forte habe ich immer zu Hause.

Ich muss hart arbeiten, um die Füsse genügend zu heben und einen schleifenden Gang zu vermeiden.

Winterwandern ist ein hoch wirksames Training der Koordination, Kraft und Ausdauer zusammen. Ich wandere gerne auf verschneiten Wanderwegen. Es gibt in der Schweiz ein riesiges Netz von gut präparierten Winterwanderwegen. Ich habe im Januar und Februar 2015 entlang des Inns von Sent bis Maloja Winterwandern und Flussmarsch kombiniert. Immer wieder gehe ich gerne nach Braunwald, wo mit steilen Aufstiegen von der Bergstation der Standseilbahn bis Seblengrat oder Gumen zusätzlich Höhenmeter trainiert werden können. Dank der Motivation on Eliza Kühne in Einsiedeln ist Schneeschuhlaufen hinzugekommen. Gerne fahre ich nach Rothenthurm, wo ich beim Langlaufzentrum auf Bänken meine Schneeschuhe an- und ausziehen kann. Dort darf ich am Rand der Loipen über das Hochmoor gehen oder auch kreuz und quer durch die wunderbare Naturlandschaft.

Ich arbeite auch in der Klinik-Lengg, um mein Gangbild zu verbessern. Wegen meiner speziellen Gangart laufe ich Gefahr, meine Gelenke und Sehnen übermässig zu strapazieren. Da kann es zum Muskelticken im Bereich des Ischiasnervs kommen.

Ich bin darauf angewiesen, dass mich das Therapieteam immer wieder korrigiert oder mir neue übungen beibringen. Abwechslung im Training ist notwendig. Ich arbeite daran, mich bezüglich Geschicklichkeit, Kraft, Ausdauer und Geschwindigkeit zu steigern.

Früher bin ich oft Schwimmen gegangen. Wegen meines Immunsystems vermeide ich die feucht-warmen Hallenbäder mit ihren vielen Viren und Bakterien. Ich habe früher einige Male am Limmatschwimmen teilgenommen und ebenfalls die Seeüberquerung absolviert. Nach meiner Kniebänderentzündung habe ich mich mit Aquafit aufgebaut.

Machen die vielen Trainings samt den ausdauernden Märschen müde? Sie fördern grundsätzlich die Wachheit, Konzentration und Ausdauer. Ich kann dadurch lange Sitzungsmarathons, Fachtagungen und stundenlanges, konzentriertes Aktenstudium gut absolvieren. Die Bewegung fördert ebenfalls das Gedächtnis. Dieser Lebensstil beugt der bei MS-Patientinnen und -Patienten gefürchteten „Fatique“ vor. Ich komme mir manchmal wie ein aufgezogenes Kind vor.
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