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Allaine Logbuch

von Liliane Waldner

Einführung in die Allaine

Die Allaine ist ein 65 Kilometer langer Nebenfluss des Doubs. Ihre Fliessstrecke beträgt auf Schweizer Boden 28 Kilometer. Sie entspringt auf 540 m.ü.M. bei Charmoille im Nordjura und sie verlässt unterhalb von Boncourt auf 366 m.ü.M. die Schweiz.

Mehr über die Allaine auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Allaine



11. April 2019: Boncourt - Buix

Zuerst gehe ich vom Bahnhof Boncourt Richtung Grenze und fotografiere, wie die Allaine die Schweiz verlässt. Unterwegs passiere ich die Zigarettenfabrik der BAT. Es riecht dementsprechend. Der aus dem Elsass zugewanderte Martin Burrus baute hier vor 200 Jahren die Zigarettenproduktion auf. Aus Boncourt stammt die populäre Marke Parisienne. Das brachte Arbeit und Verdienst in den Ort. Später übernahm der Weltkonzern British American Tobacco die jurassische Firma.

Ab der Grenze laufe ich zurück und benutze ab der Ortsmitte den Wanderweg nach Buix. Ich komme unter der Burgruine Milandre vorbei. Oben soll es auch Grotten haben. Aber die Bise bläst so durchdringend, dass ich froh bin, bald in Buix zu sein.

Links:

https://www.nzz.ch/schweiz/auch-im-parisienne-dorf-duftet-der-tabak-nicht-mehr-so-suess-1.18267995

http://www.swisscastles.ch/Jura/milandre_d.html
11. April 2019: Halt in Courgenay

Auch wenn die Allaine nicht direkt bei Courgenay durchfliesst, unterbreche ich dort die Heimfahrt und besuche das in der Schweiz berühmte Hotel de la Gare, heute Hotel Petite Gilberte. Dort begeisterte und betreute die Wirtstochter Gilberte de Courgenay die Soldaten, die in der Ajoie während des Ersten Weltkriegs ihren Aktivdienst leisteten. Ihr ist ein populäres Lied gewidmet und im Schweizer Film Gilberte de Courgenay spielt Annemarie Blanc die Hauptrolle.

Die Hoteliere erkennt mein historisches Interesse und weist mich mittels Prospekt darauf hin, dass bis zum Ersten Weltkrieg die Grenzen von Frankreich, Deutschland und der Schweiz im Bereich Bonfol und Pfetterhouse zusammenkamen. Es gab einen Grenzstein dort. Bei Largin war der Kilometer O. Dort standen sich die Frontlinien und Soldaten der Armeen Frankreichs, Deutschlands und Schweiz gegenüber. Ein Wanderweg führt zu den früheren Bunkern der drei Staaten. Heute kann ich mir gut vorstellen, dass sich die Soldaten angesichts der Anspannung der Kriegsgefahr und dem Wache schieben in der Bise gerne bei Gilberte de Courgenay entspannten.

Links:

http://www.tell.ch/schweiz/gilberte-de-courgenay.htm
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13. April 2019: Buix - Courchavon

Heute ist die Flusswanderung eine Berg- und Talwanderung entlang der Hügelzüge oberhalb des Flusslaufs. Ich sehe die Allaine nur am Anfang beim Bahnhof und danach wieder am Schluss in Courchavon. Für die rund zehn Kilometer Laufstrecke müssen drei Stunden gerechnet werden.

Beim Abstieg nach Courtemaîche werde ich auf eine Eisenbahnlinie aufmerksam, die nicht auf der Papierlandkarte von Kümmerli + Frey eingetragen ist. Zwei Männer beim Holz aufstapeln bestätigen meinen Verdacht: Es ist eine nur militärisch genutzte Bahnlinie, die von Courtemaîche zum Waffenplatz Bure führt. In Courtemaîche kaufe ich ein Paar würzige, geräucherte Würste aus der Ajoie für den Z’Nacht. Danach geht es noch deutlicher Auf und Ab. Ich erblicke Mormont, aber der Weg nach Courchavon zweigt vorher ab. Er ist am Schluss ein steiler, schmaler Waldpfad, der auch als Chemin de Damas beschrieben wird. Es handelt sich um einen lokalen Themenweg. Er erinnert daran, dass in der Gegend aus Damaskus eingekreuzte Pflaumen angepflanzt werden. Das geht auf alte Zeiten zurück. Es wird auch geholzt und ich muss auf dem schmalen, absteigenden Pfad an einer Stelle über Zweige sowie zwei Baumstämme steigen. Ein gutes Motorik-Training! Ich komme an einem Waldbrunnen vorbei. Auf der Tafel daneben ist eine Kuh abgebildet, die am Brunnen trinkt. Das erinnert mich an die natürliche Kuhtränke zwischen St. Germain und Ausserberg im Wallis. Siehe Rhone-Logbuch! Dann sehe ich durch die Bäume endlich wieder die Allaine und komme rechtzeitig an den Bahnhof von Courchavon.


Links:

https://www.migrosmagazine.ch/archives/sur-le-chemin-de-damas

http://www.swisscastles.ch/Jura/chatelvouhay_d.html
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21. April 2019: Courchavon - Porrentruy

Meine Cousine begleitet mich an diesem Ostersonntag. Die Wanderzeit von Courchavon nach Porrentruy wird mit einer Stunde und 20 Minuten angegeben. Dank der kurzen Etappe können wir uns der Besichtigung der historischen Altstadt von Porrentruy widmen. Porrentruy war Sitz des Bistums Basels und während der kurzlebigen Raurakischen Republik nach dem Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft Sitz der Republik-Regierung. Angesichts der historischen Bedeutung von Porrentruy erstaunt es mich, dass dieser Ort nicht Kantonshauptstadt des Jura geworden ist, sondern Delémont. Vielleicht liegt das an der Abgeschiedenheit der Ajoie.

Gisela und ich spazieren durch die Altstadt, steigen auf das Schloss hinauf, an dem noch der Bischofsstab prangt. Der Schlossturm kann besichtigt werden und bietet einen Adlerblick auf Stadt und Umland. Der Altstadtrundgang führt uns am Jurassica Museum samt Botanischem Garten vorbei. Wir besichtigen noch die Kirche St. Pierre, den wichtigsten gotischen Bau des Kantons Jura. Danach lockt es uns mit der Bahn nach Courgenay, wo wir im Garten des Hotels „Petite Gilberte“ bei einer Vesper den Jura-Aufenthalt ausklingen lassen.

Links:

http://www.swisscastles.ch/Jura/porrentruy_d.html

http://www.burgenseite.ch/schloss-porrentruy.html

https://www.jura.ch/DFCS/OCC/JURASSICA-Museum-et-Jardin-botanique.html

https://www.cath-ajoie.ch/upsources/Batiments/Eglises-et-chapelles/Eglise-St-Pierre-Porrentruy/Eglise-St-Pierre-historique/Eglise-St-Pierre-historique.html
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17. Mai 2019: Porrentruy - Charmoille

Die Allaine fliesst oberhalb von Porrentruy durch ein liebliches Naturschutzgebiet mit Weihern. Es ist dank Ausgleichsmassnahmen der BKW ermöglicht worden. In Alle kaufe ich in einer Metzgerei geräucherte Würste der Ajoie. Oberhalb von Alle gibt es keinen Fluss-Weg mehr. Ich folge der Via Regio Jura, die weiter am Hang oben verläuft. Sie bietet einen ausgezeichneten überblick über die Ajoie. Der Weg führt oberhalb von Miécourt vorbei. Nachdem ich eine Strasse überquert habe, verlasse ich die Via Regio Jura und gehe etwa 50 Meter weiter unten eine Naturstrasse entlang. Von ihr zweigt später ein Weg nach Miserez ab, dessen kirchliche Bauten ins Auge stechen. Es befand sich dort früher ein Priorat. Ich würde es gerne mustern. Jetzt donnert es in den Jurahöhen und eine schwarze Wand liegt drohend im Westen. Ich gehe sogleich auf dem Feldweg nach Charmoille. Es regnet bereits, als ich das Vordach der Postautohaltestelle „école“ erreiche. Ich habe das letzte Stück bis zur Quelle zu verschieben.

Die Wanderzeit von Porrentruy nach Miécourt wird mit zwei Stunden 30 Minuten angegeben, bis Charmoilles muss mit weiteren 45 Minuten gerechnet werden.

Links:

http://www.juravitraux.ch/d/itineraires/?cat=3&cid=137
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23. Mai 2019: Charmoille - Lucelle

Zurück in Charmoille folge ich der Allaine von fast unterhalb des Dorfes bis zum oberen Ende auf einem Naturweg. Weiter geht es auf der schwach befahrenen Strasse bis zum Weiler La Toulière. Erst ab unterhalb des Weilers fliesst die Allaine durchgehend. Sie verschwindet oberhalb des Weilers und fliesst unterirdisch unter dem Weiler La Toulière. Ob das natürlich ist oder menschengemacht kann ich nicht beurteilen.

Von der Strasse zweigt weiter oben ein Weg zur Prés de Lucelle ab. Durch diese feuchte Wiese fliesst die junge Allaine. Von einem Weiher unterhalb von La Fontaine her mündet ein Bach in die junge Allaine. Wikipedia bezeichnet diesen Punkt als Beginn der Allaine. Ich quere halb watend, halb gehend die nasse Wiese, um diese Mündung zu fotografieren. Meine Hosenstösse werden nass, aber die Füsse bleiben in den gut isolierten Schuhen trocken. Ich gehe zurück auf den Weg und folge ihm Richtung Allaine-Quelle. Der Weg wird immer mehr zum Bach und verliert sich im Dickicht. Die Allaine kommt mir aus einem undurchdringbaren Wald entgegen. Ich bin 330 Meter unterhalb der Quelle.

Ich gehe zurück auf die Strasse und steige weiter auf. Die Allaine fliesst tief unter mir hinunter. Ich höre sie dank des Regens der letzten Tage kräftig rauschen. Beim Flurnamen Bois défendu gibt es etwas wie eine Landbrücke über die Allaine. Dort liegen aufgeschichtete Baumstämme. Die Waldquelle ist nicht sichtbar, aber ich versuche, die Allaine etwa 60 Meter unterhalb der Quelle nochmals zu fotografieren.

Die Strasse führt zur Grenze, wo eine Strasse von Frankreich her mündet. Ich passiere mit der Grenze die Wasserscheide Rhone/Rhein, laufe zuerst durch das französische Lucelle und danach zur Postautohaltestelle mit dem Zollhaus oberhalb des lieblich in die Waldlandschaft eingebetteten Lucelle Weihers.

Es sind heute etwa 5,8 Kilometer zu gehen gewesen.

Es kommt mir in den Sinn: Ich bin der Allaine von einer französischen Grenze zur anderen gefolgt.
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