fluss-frau.ch
Thur Logbuch

von Liliane Waldner

Einführung in die Thur

Die Thur misst von der Quelle der Säntisthur bis zur Mündung in den Rhein 134,6 km. Sie entsteht aus dem Zusammenfluss von Säntisthur und Wildhauser Thur auf 900 m.ü.M. bei Unterwasser. Der Quellbach der Säntisthur entspringt auf etwa 1465 m.ü.M. beim Flurnamen Langenbühl am Fuss des Säntis. Er hat ein Einzugsgebiet von 19.5 km2 und eine Abflussmenge von 0.830 m3/s. Die Wildhauser Thur entspringt auf 1017 m.ü.M. nahe der Bergbahnstation Thur-Oberdorf. Ihr Einzugsgebiet umfasst 12.5 km2 und ihre mittlere Abflussmenge beträgt 0.290 m3/s. Die Thur mündet zwischen Flaach und Ellikon am Rhein auf  345 m.ü.M. in den Rhein. Sie fliesst durch die Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich.
Ich bin 2011/2012 bis zur Quelle der Wildhauser Thur marschiert, weil der Thurweg nach Wildhaus führt. Die oben aufgeführten hydrologischen Daten des Umweltdepartementes St. Gallen deuten auf die Säntisthur als Hauptquellbach der Thur. Aus diesem Grunde und um das Thur Logbuch mit Bildern anzureichern, bin ich am 6. August 2015 vom Zusammenfluss beider Quellbäche via Thurfälle bis zur Quelle der Säntisthur marschiert.

Mehr über die Thur auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thur_(Rhein)
http://www.umwelt.sg.ch/home/Themen/wasser/grundlagen/hydrometrie/hydrometrie/liste_aufgehoben.html
Thurfälle
Herbst 2011, undatiert: Flaach - Andelfingen

Die Thur wird mich nach meiner schweren Kniebänderentzündung wieder aufbauen. In der Nacht vom letzten August-Freitag auf den letzten August-Samstag erwachte ich mit starken Schmerzen auf der linken Knieseite. Ich konnte am Morgen kaum richtig turnen. Die Schmerzen verstärkten sich während des Tages so, dass es am Abend nicht mehr ging. Trotzdem schaffte ich es an diesem Samstag noch mit Fallobst von Ediths Garten Apfelmus zu kochen und einfrieren sowie eine Zwetschgenwähe aus selber gemachtem Kuchenteig zu backen. Es war nämlich angenehmer zu stehen als zu sitzen oder zu liegen. Aber abends war es aus und ich humpelte mit letzten Kraftreserven ins Triemlispital. Typischer Fall einer Leistungssportlerin meinte der Spitalarzt sowie Dr. Werner Brechbühl, mein Hausarzt. So stieg ich am Montag darauf nicht zum Empfang auf der Alp Chäserenholz unterhalb des Rigi-Kulm, die im Rahmen der Coop-Patenschaft zu einer Schaukäserei ausgebaut worden ist. Ich musste ruhig zu Hause bleiben und starke Medikamente schlucken. Vielleicht ist mein Programm im Hochgefühl der letzten Zeit doch etwas zu hart gewesen: Freitag und Samstag hintereinander die zwei Etappen von Meiringen bis Grimsel-Hospitz, am Mittwoch darauf von Wassen bis zum Gotthardpass, am Samstag den Stadtumgang mit seinen 33 Kilometern. Dann waren die Batterien unten und meine Kleider fingen wegen des Gewichtsverlusts an, an mir zu schlottern. Ich machte bis am Freitag darauf nur meine tägliche Gymnastik, das dreistündige therapeutische Training im ZAR und lief dann mit frisch aufgeladenen Batterien wieder im Eiltempo auf den Uetliberg. Aber das rechte Knieband rebellierte am Samstag.

Als ich es nach einiger Zeit der Schonung wagte, von Bellinzona nach Pollegio, dem Informationspavillon der NEAT zu laufen, kam in mir das Reissen nach Freiheit wieder auf. Laufen ist Freiheit. Es gibt kein intensiveres Freiheitsgefühl, als zu Fuss durch unser Land zu laufen. Autofahren konnte mir dieses einmalige Freiheitsgefühl nie geben. Hier musste ich zu viel auf die Regeln, auf die anderen und mich aufpassen.

Heute will ich es ruhig angehen. Es gilt, dosiert wieder zum Laufen zurückzufinden. Es ist ein neblig-trüber Herbsstag, als ich in Flaach starte. Bei der Ellikerbrücke gelange ich zu den Thurauen. Dies ist das grösste Auengebiet in der Deutschschweiz. Ich kenne es von früheren Märschen her, als ich zum Beispiel von Zürich-Seebach via Kloten - Tössegg, Thur-Mündungsspitz, Ellikerbrücke nach Dachsen gelaufen bin, um Käthi Furrer und ihren Lebenspartner zu besuchen. Käthi war Kollegin aus dem Kantonsrat und frühere Kantonalparteipräsidentin der SP. Ich entdecke im nebligen Wald einen Baum, der aussieht, wie wenn er von einem Biber angebissen worden wäre. Ist das echt, denke ich mir, oder eine Art Schaustück. Ja, es ist echt: Der Biber lebt in den Thurauen und macht sich an den Bäumen zu schaffen.

Mir kommen im Marsch durch den nebligen Wald die früheren Debatten um die Thur in den Sinn. Es wurde heftig um die Frage der Renaturierung sowie des Hochwasserschutzes gestritten. Es ging auch um das landwirtschaftliche Kulturland. Der spätere Winterthurer Stadtpräsident Ernst Wohlwend, mein heutiger Sitznachbar Hans Sigg im Bankrat auf der einen Seite sowie Lisbeth Fehr auf der anderen Seite führten das Wort im Ratsaal. Die Schaffung der Thurauen ist das Resultat des parlamentarischen Ringens.

Bald erreiche ich nach der ersten grossen Flussschleife Andelfingen und steige an einem alten Wasserrad vorbei in das Dorfzentrum auf. Auf meinen Märschen von Zürich-Seebach nach Stammheim, Marthalen oder sogar Stein am Rhein habe ich Andelfingen durchquert. Es liegt weit oben und hat als Attraktion auch ein Schloss. Nach gut drei Stunden ist für den Anfang genug. Vor der Kniebänderentzündung wäre ich trotz MS locker bis Frauenfeld oder Pfyn durchmarschiert. Heute ist ein Markttag und ich geniesse zum Abschluss am Stand eines lokalen Delikatessengeschäftes ein vorzügliches Raclette. Es sind doch noch einige Sonnenstrahlen gekommen, die mich auf der Festbank wärmen.

Links:
http://www.aln.zh.ch/internet/baudirektion/aln/de/naturschutz/naturschutzgebiete/thurauen.html
http://www.andelfingen.ch/de/projektschlossmain/


Herbst 2011: Andelfingen - Altikon

Dies ist wieder eine gut dreistündige Etappe. Ich will das Schicksal nicht sogleich herausfordern. Ich steige vom Bahnhof zur Thur hinab. Die Thur schlängelt sich in der heutigen Etappe in engen Schleifen. Als ich die Brücke bei Gütighausen passiere, kommt mir eine Episode in den Sinn. Wir Kantonsratsmitglieder wurden einmal jährlich vom Kantonalzürcherischen Fischereiverband an einem Samstag zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das Informationsprogramm vom Morgen, das für mich wie eine Art naturkundlicher Veranstaltung war, wurde jeweils mit einem üppigen Fischmahl zur Mittagszeit abgeschlossen. Dies ging solang, wie der Verbindungsmann Fredi Bartholet noch im Kantonsrat sass. Wir fuhren einmal in einem Bus über die Gütighauser Brücke, die unter unserem kantonsrätlichen Gewicht schwer rumpelte und sich zu biegen schien. Jemand fragte, was würde passieren, wenn die Brücke einstürzte. Die Sachlage war natürlich klar: Für uns alle gab es einen Ersatz, der oder die dankbar nachrücken könnte. Volksvertreterinnen und -vertreter sind nicht unersetzlich.

Die Thur verläuft nach der Gütighauser Brücke wieder gerade und in der Weite funkelt der erste Schnee auf dem Säntis. Von dort kommt die Thur her. Diese Gegend ist mein Ziel, das ich unbedingt erreichen will. Deshalb beende ich die Etappe nach knapp drei Stunden bei der Brücke zwischen Niederneunforn und Altikon und laufe auf der Landstrasse zur Postautohaltestelle von Altikon. Ich will keinen Rückfall riskieren.

Links:
http://www.wandersite.ch/Thurweg.html

Herbst 2011: Altikon - Pfyn

Ich bin von der Postautohaltestelle bald wieder bei der Brücke. Es geht weiter. Die Strecke vom Thurspitz bei der Mündung bis Pfyn bezeichnet die WWF-Studie über die Alpenflüsse als Diamantgebiet. Rasch erreiche ich den Steg von Feldi nach Dietingen. Ich habe diesen Steg auf meiner Route von Zürich-Seebach via Winterthur, Römerholz, Mörsburg, nach Stammheim, Nussbaumen oder Karthause Ittingen überschritten. Die sehenswerte Karthause kenne ich von früheren Seminaren und Tagungen. Ihr Museum ist sehenswert und das Restaurant empfehlenswert.

Die Karthause taucht hoch über dem anderen Ufer aus dem Herbstnebel auf. Vor der Frauenfelder Allmend mündet die Murg in die Thur. Der Nebel reisst auf und die Sonne erleuchtet das wunderbare Feuchtgebiet, welches zwischen der Thur und der Allmend liegt. Ich bin überrascht, ein so reizvolles Naturschutzgebiet in der Nähe eines Waffenplatzes vorzufinden. Heute wage ich mich etwas weiter und marschiere bis Pfyn durch. Das Knie hält die gut vier Stunden gut aus. In Pfyn beginnt ein Biberlehrpfad. Dort sollen noch Biber hausen. Ich steige in das Städtchen auf und bin heute ein zweites Mal überrascht. Wie oft bin ich mit dem Auto ab Frauenfeld-West auf der Fahrt nach Steckborn die langgestreckte Brücke nach Pfyn hochgesaust und durch das Strassendorf unten gefahren. Ich habe dabei das Städtchen auf der Anhöhe nicht richtig bemerkt. Ich entdecke es heute zu Fuss und besichtige das Altstädtchen mit Hilfe des historischen Pfades, der mich leitet. Pfyn nennt sich Kulturhauptstadt der Schweiz. Sapperlot! Da bin ich auf Neues gestossen.

Links:

http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Freiheit_fuer_das_Wilde_Wasser_-_Die_WWF-Alpenflussstudie.pdf
http://www.kartause.ch/de/home/>
http://www.kulturhauptstadtderschweiz.ch/pfyn/pfyn_home.html
http://www.pfyn.ch/xml_1/internet/de/application/d41/f44.cfm


Herbst 2011: Pfyn - Weinfelden

Es ist ein neblig-trüber Tag, als ich bei der Brücke nach Pfyn das Postauto verlasse und meinen Marsch auf dem Biberlehrpfad fortsetze. Irgendwann begegne ich bei Grüneck, wo die Autobahn die Thur überquert, einem Herrn, der mit einem Einspänner den Sonntagmorgen geniesst. Bei Eschikofen befindet sich das Winterlager des Zirkus Stey sowie eine gedeckte Holzbrücke über die Thur. Ich lerne, dass es im Thurgau neben einem Amriswil auch ein Amlikon gibt. Bei Bussnang überschreite ich einen schönen Fussgängersteig und erblicke kurz danach die Gebäude der Stadler Rail. Der Weg führt danach durch ein Wäldchen und nach der Brücke kann ich nach Weinfelden hineinmarschieren. Ich bemerke noch das Werk der bekannten Verpackungsfirma Model zur Linken. Ich bin froh, dass ich nach weniger als vier Stunden am Ziel bin.

Das Thurgauer Tagblatt gibt es in Weinfelden immer noch. Es wurde einst von Oskar Schläpfer gedruckt und herausgegeben. Er war ein Geschäftsfreund meines Stiefvaters und sass jedes Mal bei uns am Mittagstisch, wenn er geschäftlich in Zürich zu tun hatte. Weil mein Götti früh starb, nahm Oskar Schläpfer die Rolle eines Ersatzgöttis an. Ich nannte ihn Götti. Er war ein begeisterter Fischer und Sportschütze. Mein Stiefvater fischte auch in jungen Jahren. Ich wollte folglich auch Fischen gehen. Götti nahm mich dann mehrere Male in seine Pacht zwischen Batzenheid und Bütschwil mit, wo wir mit hohen Stiefeln in der Thur standen und Forellen fischten. Am Schluss nahm er sie für mich aus und ich durfte meinen Fang zur Mutter heimbringen. Es war eine schöne, gemütliche Zeit mit ihm und seinen Fischerkollegen an der Thur. Oski Schläpfer war übrigens Mitglied der BGB, wie die SVP ursprünglich hiess. Eines Tages erschoss er sich mit seiner Dienstpistole in seinem Büro. Es gab Differenzen über die Zukunft des Unternehmens und er wurde von jüngeren Kräften offenbar als zu alt erachtet. Sein Tod war ein grosser Schock für mich, aber auch für die Fischerkameraden, die ebenfalls zur Beerdigung kamen. Nach vielen Jahrzehnten ist das Unternehmen nun Teil eines grösseren Medienverbundes.

Spätherbst 2011: Weinfelden - Bischofszell

Wieder ist der Tag neblig und kühl. Ich starte bei der Thurbrücke. Die Thur wird mir mit ihren Wiesenpfaden noch lange in Erinnerung bleiben. Sie haben meine Schuhe genässt und hätten die Schuhe nicht dicht gehalten, hätte ich im nassen Gras kalte Füsse erhalten. Bürglen mit seinem markanten Schloss auf dem Hügel taucht aus dem Nebel auf. Das Schloss und der historische Kern von Bürglen erinnern mich an einen Adventskalender. Es ist die richtige Zeit für solche Gedanken. Zwischen Istighofen und Buhwil muss ich mich irgendwo im Kreis herumdrehen. Letztlich finde ich den Weg nach Kradolf.

Dort komme ich an einem Wasserkraftwerk vorbei. Der Weg führt über eine Brücke nach Halden und bei der Thurschleife bei Muggesturm vom Fluss hinweg. So kann ich auf dieser Seite nicht die Sittermündung vor Bischofszell sehen. Über die sagenumwobene, mittelalterliche Steinbrücke gelange ich nach Bischofszell und steige in die Altstadt auf. Ich gehe dort in die Kirche, um dankbar zu beten, dass ich wieder die Kraft habe, solche Märsche zu unternehmen. Es ist Adventszeit und es ist ein Gebetsweg durch die Kirche angelegt. Ich laufe ihn ab und spreche die Psalmen leise für mich nach. Der Organist übt derweil für den Adventsgottesdienst am Abend. Ich setze mich auf eine Bank und bete. Danach sehe ich mir die Altstadt und halte vor dem prächtigen Rokoko-Rathaus inne. Ein Bischofszeller erklärt mir, dass am letzten Juni-Wochenende in Bischofszell immer ein Rosenmarkt stattfindet. Bischofszell nennt sich Rosenstadt und zeigt dies auch mit seinem Rosengarten. Die Schweiz verfügt folglich über zwei Rosenstädte: Bischofszell und Rapperswil. Bischofszell steht heute für mich für weit mehr als Konservennahrungs-Produktion. Nur wer zu Fuss geht, lernt das Land richtig kennen.

Links:
http://www.archaeologie.tg.ch/documents/Tafel_Thurbruecke.pdf
http://www.sgkgs.ch/index.php?page=354

Dezember 2011: Bischofszell - Wil
Es ist angenehm kalt, als ich in Bischofszell abmarschiere. Bald bin ich wieder unten bei der Steinbrücke, überschreite sie aber nicht mehr, sondern setze den Weg am selben Ufer fort. In der nähe der Kantonsgrenze zu St. Gallen komme ich mit einem Mann mit Hund ins Gespräch. Wir gehen etwa 20 bis 30 Minuten lang in dieselbe Richtung und unterhalten uns über Allerlei, bis er mit dem Hund abzweigt. Bei der Brücke zum Thurhof wechsle ich die Seite. Der Thurhof dient heute als Asylzentrum.

Nach der Brücke führt der Weg durch eine Auenlandschaft. Allmählich führt der Weg höher über dem Fluss, um danach gegen Brübach hin wieder abzusteigen. Ich höre, wie das Wasser vor mir tost. Ein einheimisches Ehepaar macht mich darauf aufmerksam, dass es vorne bei der Brücke einen Wasserfall zu sehen gebe. Das sei für sie etwas wie der Rheinfall. Tatsächlich stürzt oberhalb der Brücke die Thur in einem Wasserfall hinab. Ich frage das Paar, ob das Industriegebäude gegenüber eine frühere Spinnerei sei. Sie antworten, dass dort einst ein Wasserkraftwerk sei. Sie hätten gehört, dass erwogen würde, wegen der Energiewende zu prüfen, ob hier wieder ein Wasserkraftwerk entstehen soll. Ich komme am Pfingstsamstag darauf wieder zurück, um diesen Wasserfall zu fotografieren.

Ab Brübach verläuft der Thurweg bis Lichtensteig nicht mehr direkt entlang des Flussufers. Ich steige durch einen kleinen Weiler auf. Es fängt an zu schneien. Die Thur liegt tief unter mir. Gegenüber rauscht die Autobahn. Auf einer Sitzbank mache ich eine Teerast. Ich lege einen Plastiksack auf die Bank sowie eine Zeitung darauf, die mich vor Kälte und Feuchtigkeit isolieren. Ich geniesse den warmen Tee aus der Thermosflasche und esse meine Getreidestengel und Trockenfrüchte. Ich empfehle niemandem, im Winter Tee in der Petflasche und frische Früchte wie äpfel mitzunehmen. Dieses Zeugs wird eisig kalt und tut nicht gut. Warmer Tee hat bei Kälte einen guten Erholungswert.

Bald geht es durch den nächsten Weiler und durch die unteren Ortsteile von Zuzwil. Es schneit ohne Unterlass. Danach führt der Weg über eine lange, offene Strecke. Dicke Schneeflocken wehen mir entgegen. Ich steige noch einen Waldweg hinauf und gelange in die Aussenquartiere von Wil. Danach steigt der Weg Richtung Altstadt hinab. Meine Freude vergeht, als der Schnee in Schneeregen übergeht. Dieser nässt. Die Altstadt ist weihnachtlich beleuchtet und es herrscht emsiges Treiben in der Ladenstrasse Richtung Bahnhof. Die Wanderung Bischofszell - Wil dauert gut fünf Stunden.
Die folgenden Bilder habe ich am Pfingstsamstag 2012 aufgenommen, als ich mit meiner Cousine Gisela den Abschnitt zwischen der Sittermündung bei Bischofszell und dem Wasserfall Brübach abgeschritten bin, um mit meiner neuen Kamera einige Thurbilder nachzuholen.
Zum Seitenanfang
Januar oder Februar 2012: Wil - Bütschwil

Eine kalte Phase des Winters ist vorüber und die Wege sind wieder eisfrei. Ich habe in der Zwischenzeit leichte Winterwanderungen in Arosa, Andermatt, Braunwald, Engelberg und den Höhenweg Brünig - Hasliberg gemacht. Auf den griffigen Schneewegen konnte ich sicher gehen. Jetzt ist Zeit, meine Thurwanderung fortzusetzen.

Es ist sonnig mit stahlblauem Himmel und kalt, als ich beim Bahnhof Wil losmarschiere. Zuerst muss ich zur Stadt hinaus und komme am Fussballstadion vorbei. Wil feierte eine spektakuläre Zeit in der Super League, bis bekannt wurde, dass die UBS den Klub unfreiwillig sponsorte und der Klubpräsident ins Gefängnis marschierte. Es geht ein Stück weit über Land und durch einen Wald, dann folgt der Ort Kirchberg und ich lerne, dass es noch ein anderes Kirchberg gibt als im Kanton Bern.

Bazenheid ist bald erreicht. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich mit „Götti“ Oskar Schläpfer an der Thur zwischen Bazenheid und Bütschwil fischte. Der Weg verläuft jedoch in einiger Distanz zum Fluss, den ich aufgrund der Geländeformation irgendwo links unten vermute. Erst bei Lütisburg komme ich wieder nahe an den Fluss. Eingangs Lütisburg durchschreite ich das Kinderdörfli, dessen Anlage eine Sehenswürdigkeit ist. Auf der anderen Flussseite mündet der Necker in die Thur. Der Weg führt jedoch in den Bereich der Mündung des Gonzenbachs in die Thur. In Lütisburg treffen folglich drei Flüsse aufeinander. Das Tal ist dort dementsprechend tief eingeschnitten und ich muss wieder hochsteigen. Bei der Bahnstation von Lütisburg mache ich auf einer Sitzbank eine Teerast. Trotz des Sonnenscheins ist warmer Tee aus der Thermosflasche angesagt.

Ich marschiere zügig wieder weiter, um meine klamm gewordenen Hände wieder aufzuwärmen. Vor mir kommt das Panorama mit den Churfirsten immer näher. Jetzt marschiere ich richtig in das Toggenburg hinein. Der Weg steigt vor Bütschwil über einen Grashang an, auf dem geforener Reif liegt. Ich muss aufpassen, dass ich meine Tritte richtig setze, um nicht plötzlich auf dem gefrorenen Gras abzurutschen. Ich bin froh, als ich wieder auf den aperen Wanderweg gelange. Dann durchschreite ich noch ein Wäldchen und Bütschwil liegt vor mir. Im Dorfkern marschiere ich an einigen typischen Schindelhäusern der Region vorbei und gelange zum Bahnhof.
Links:
http://www.kinderdoerfli.ch/


24. März 2012: Bütschwil - Nesslau

Heute setze ich meinen Flussmarsch entlang der Thur zwischen Bütschwil und Nesslau fort. Es ist ein interessanter und abwechslungsreicher Abschnitt, der bis Ebnat vom Charakter eines Industrietals geprägt ist. In Dietfurt gibt es einige Fabrikläden, die für Frauen interessant sein könnten. In Lichtensteig steht das Toggenburg-Museum. Beim Hauptplatz genehmige ich mir in einem Kaffeehaus mit Blick auf die Altstadt-Fassaden Kaffee und Gipfeli. Von Lichtensteig bis zum Kraftwerk Ebnat ist der Thurweg eben. Ob Wattwil thronen ein Kloster sowie eine Burgruine. Dieser ebene Wegabschnitt darf als rollstuhlgängig bezeichnet werden.

Als ich durch Ebnat laufe, sehe ich viele parkierte Fahrzeuge mit Kennzeichen von allen Kantonen am Rand des Strässchens. Ich erwarte irgendein Volks- oder Schwingfest mit einer Festwirtschaft. Da läuft mir Fredi Binder, mein Kollege aus dem Bankrat entgegen. Wir fragen uns gegenseitig, was wir im Toggenburg machen. Er kommt vom Parteitag der SVP, der im Schulhaus stattfindet, will aber zeitig nach Hause, um nach seinen Kühen zu sehen. Vom Kraftwerk Ebnat bis Krummenau ist die Strecke mit ihren Wasserfällen, gigantischen Felsbrocken, grottenartigen Strukturen und dem Röhrenstieg entlang einer Druckleitung sowie einem stiebenden Wasserfall spektakulär. Es geht steil auf und ab. Der Weg ist auch Wasserkraft-Lehrpfad und vermittelt Informationen über das Energietal Toggenburg. Von Krummenau bis Nesslau weitet sich das Tal wieder etwas, wird der Weg wieder gemütlicher. Ob Krummenau ist er jedoch abgerutscht und gesperrt - wirklich unbegehbar - und ich kann nach dem Queren einer grossen Wiese die Route auf dem Radweg fortführen, um danach wieder an den Wanderweg zu gelangen. Auf dem letzten ebenen Wegstück bis zum Bahnhof Nesslau liegt teils halbgefrorener Schnee auf dem Weg. Dieses Wegstück ist als rollstuhlgängig bezeichnet, was zutrifft, wenn es aper und trocken ist. Es fehlen mir noch 4,5 Stunden bis zum Ende des Thurweges in Wildhaus.


Links:

http://www.toggenburgermuseum.ch/
http://www.energietal-toggenburg.ch/


28. April 2012: Nesslau - Wildhaus

F
ür die (vorläufige) Abschlussetappe habe ich mir einen schönen Föhntag ausgesucht. Wegen des Schnees und kalten Wetters musste ich während mehreren Wochen an andere Flüsse ausweichen.

Vom Bahnhof  aus laufe ich zuerst durch das Dorf. An diesem Samstag ist ein Servicewagen der Bernina Nähmaschinenfabrik aufgestellt. Er lädt ein, die Nähmaschine zur Reparatur zu bringen. Offenbar wird im Toggenburg in den Haushalten noch häufig selber genäht.

Der Weg zweigt zur Laaderbrücke hinab und folgt einem kleinen Strässchen die Thur entlang.  Ich geniesse die Kühle des Flusses und der Thur. Die Churfirsten liegen prächtig vor mir. Weiter hinten rauschen bereits die Giessenfälle II/III. Dort steht das Maschinenhaus des Kleinwasserkraftwerkes. Der Weg führt danach über steile Treppen hinauf. Eine Druckleitung führt zum Gebäude. Beim Treppenaufgang kreuze ich einen Wandersmann. Wir kommen kurz ins Gespräch, reden über Gott und Zwingli, der im Zielort geboren ist. Der Mann kommt der Sprache nach aus dem Schwäbischen. Er wandert aus spirituellen Gründen, will darüber ein Buch schreiben und redet über Wassergeister. Nachdem ich nach seinen kritischen äusserungen über Zwingli unseren Reformator verteidige, meint er sogar, es gäbe im Schwarzwald eine Inkarnation Zwinglis.

Nach dem steilen Aufstieg komme ich an Germen vorbei. Der Sennenhund des dortigen Hofes bellt mich vergleichsweise gesittet an. Eine Tür geht auf und so unterhalte ich mich kurz mit dem Bauern. Er meint, dass der Hund froh sei, dass er jetzt im Sommer mit den Tieren wieder zu tun habe.

Oberhalb der nahe gelegenen Giessenfälle II/III tost der Giessenfall I. Die Wasserfälle dienen einerseits der Trinkwasserentnahme, anderseits der Stromproduktion. Nach einer Renovation während der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden Renaturierungsmassnahmen vorgenommen. Nach einer Brücke geht es wieder auf und ab, bis es allmählich nach Stein geht. Schon vorher fliesst die Thur sanfter. Auf einem durch einen Steg mit dem Ufer verbundenen Inselchen befindet sich ein ilyllischer Rastplatz.

Der Weg führt nun durch Stein und steigt von dort wieder steil an, um danach wieder abzufallen. Der kräftige Föhn zwingt mich, gegen Widerstand anzulaufen. Vis-à-vis lärmen die Maschinen des Steinbruchs. Unten fliesst die Thur als lieblicher, kleiner Gebirgsfluss. Das Tal weitet sich und ich erblicke bereits weit hinten den Aufschwung Richtung Wildhaus, samt Säntis und weiter hinten dem Schafberg. Nach Steg lädt eine Sitzbank mit Säntisblick zur Rast ein. Ich nutze die Rast, um auf der Wiese abseits des Weges einige Kräuter zu sammeln. Auch Gänsenblümchen eignen sich als Teekraut und noch junger Löwenzahn für den abendlichen Salat zu Hause. Bei Steg ist ein Thurabschnitt für Fliegenfischer bezeichnet. Hin und wieder treffe ich auf dem Thurweg auf Schilder mit Regeln für das Pilzsuchen, was ein Indiz für einen besonderen Pilzreichtum der Gegend sein könnte.

Nach der Rast gelange ich nach Alt St. Johann, einem reizenden Toggenburgerdörfchen. Auf einer Weide eines Gehöftes vor dem Dorfeingang grasen Kühe, die noch ihre Hörner tragen dürfen. Anfangs Dorf steht linkerhand die Klangschmiede mit ihren Wasserrädern. Leider finden jetzt zur Mittagszeit keine Führungen und Besichtigungen statt. In der früheren Schmiede werden traditionelle Toggenburger Musikinstrumente wie Hackbrett und Schellen hergestellt.

Der Weg kreuzt im Dorfzentrum die Hauptstrasse und führt am Sporthaus von Karl Alpiger an der Bahnstation Selamatt vorbei. Karl Alpiger ist ein früherer Skistar und auch der Gold-Olympioke Simon Ammann stammt aus der Gegend. Ich laufe nun gemütlich Unterwasser entgegen. Hinter dem Parkplatz nach der Bahnstation Iltios befindet sich ein grosser Rastplatz samt Spielplatz. Jetzt, da die Bahn in der Nebensaison nicht läuft, kann dort eine grössere Gruppe bequem rasten. Bei Bahnbetrieb dürfte aber der Parkierverkehr stören.

Nach dem Bad steigt der Weg beim Hotel Säntis zum Schlussaufschwung nach Wildhaus an. Bei Unterwasser vereinen sich Säntisthur und Wildhauser Thur zur Thur. Die Säntisthur stürzt über hohe Wasserfälle hinab. Der Weg nach Wildhaus liegt am Gegenhang weit weg. Während des Aufstiegs passiere ich nach geraumer Zeit ein Gehöft, wo die Ziegen und Rindviecher beim Haus in verhältnismässig keine Gevierte gesperrt sind. Ich maile dies andertags dem Toggenburger Tierschutz. Alle anderen Tiere erfreuen sich des Auslaufs, nur diese müssen eng zusammenstehen. Nach dem Aufstieg verläuft der Weg sanft der Höhenlinie entlang. Einige letzte Schneeflecken tauchen in Mulden auf. Sie sind aber zu schmutzig, um mich damit einzureiben und zu kühlen. An der ausgesetzten Lage muss ich immer wieder gegen den Föhn kämpfen und komme mir alt vor. Kein Wunder: In der Nacht darauf wird der Föhnsturm in Nesslau eine Scheune eindrücken. Endlich geht es hinab. Ich quere noch den Tobbach, einen letzten Quellbach und gelange zur Bergbahnstation Thur-Oberdorf. Gemäss der Karte tritt auf diesem Boden ein kleines Quellflüsschen hervor, das sich mit dem Tobbach vereinigt und die Wildhauser Thur bildet. Wikipedia nennt als Quellenort Wildhaus Lisighaus. Dieses steht weiter oben auf der nördlichen Seite. Ich spüre, dass ich über die Wasserscheide hinausgehe, als ich zum Ortskern mit der Kirche und der Post aufsteige.

Wildhaus ist der Geburtsort des Reformators Ulrich Zwingli. Sein Geburtshaus steht dort und es kann besichtigt werden. Ich war dort vor Jahren drin, heute aber genehmige ich mir vor der Postautofahrt ins Rheintal einen Kaffee samt Meringue.

Einkehrmöglichkeiten gibt es unterwegs in Alt St. Johann, Unterwasser und natürlich Wildhaus. Es gibt genügend Rastbänke entlang des Thurweges. Auf dem ebenen Abschnitt zwischen Alt. St. Johann und Unterwasser ist der Thurweg rollstuhlgängig. Nachdem ich die 134,6 Kilometer lange Thur abmarschiert habe, befällt mich Wehmut. Die Thur ist mir regelrecht ans Herz gewachsen.

Links:
http://www.waterfall.ch/index.php?N1_ID=177&N2_ID=359&N3_ID=104&LanguageID=de
http://www.sak.ch/sak/die-sak/produktion-anlagen/sak-die-sak-produktion-anlagen-sak-kraftwerke/wasserkraftwerke/wkw-giessen.aspx
http://www.waterfall.ch/index.php?N1_ID=177&N2_ID=359&N3_ID=116&Language=de
http://www.klangwelt.ch/klangschmiede.html
http://www.toggenburg.ch/holzraum/holzbauten/haeuser_alt/pdf/wildhausgeburtshausulrichzwingli.pdf

Nachtrag zum 28. April 2012 Nesslau - Wildhaus

Es wird hier noch das Resultat des Mailverkehrs wegen der Tiere ob Unterwasser nachgetragen. Der Tierschutzverein Toggenburg hat mein Mail an die St. Galler Amtsstelle  weitergeleitet.

Hier die Antwort von Frau Claudia Rhyn:
Grüezi Frau Waldner
Ihre Meldung ist zu uns gelangt und ich kann Ihnen folgende mitteilen.
Leider ist es so, dass gemäss Tierschutzgesetzgebung kein Auslauf auf einer Weide vorgeschrieben ist. Tiere, die im Stall nicht angebunden werden müssen gar nie ins Freie gelassen werden.
Lediglich angebunden gehaltene Tier müssen Auslauf erhalten. Ob dies auf einer Weide oder nur einem Kies- oder Betonplatz ist, ist nicht relevant.
Rinder, die angebunden gehalten werden müssen in etwa 2x pro Woche Auslauf erhalten. Mit einer Stunde im Freien ist die Forderung schon erfüllt.
Ziegen müssen 4-5x raus pro Woche.
Wenn sich die Tiere zwischen Stall und Auslauf frei bewegen können, haben sie es schon schön und bekommen mehr, als die Mindestanforderungen es vorschreiben.
Ich hoffe Ihnen mit dieser Antwort geholfen zu haben.
Freundliche Grüsse
Claudia Rhyn
Tierschutzvollzug

Und hier mein mit einer Brecht-Ballade angereichtertes Antwortmail:

Sehr geehrte Frau Rhyn


Ich danke Ihnen für Ihre instruktive Antwort. Ich habe daraus wieder etwas gelernt und werde sie in mein Thur-Logbuch nachtragen. Es ist mir klar, dass nicht nur die Menschen, sondern auch deren Tiere auf unterschiedlichen Niveaus leben. Als Städterin, die viel über das Land geht, sehe ich vor allem die vielen Tiere, die auf der Weide sind und genügend Auslauf haben. Die Tiere im Stall sehe ich kaum und weiss nichts über deren Los. Es ist wie in der Moritat des Meckie Messer in der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht:

Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln  sieht man nicht.

Bei der menschlichen Gesellschaft verhält es sich gleich und die Verhältnisse sind sogar so krass: Vielen Nutz- und Haustieren in der Schweiz geht es besser als vielen Menschen draussen in der Welt!

Gleichwohl danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen um das Tierwohl, denn auch die Tiere sind Geschöpfe Gottes und wie alle Lebewesen ein Unikat. Der Mensch hat deshalb eine Fürsorgepflicht.

Freundliche Grüsse
Liliane Waldner
Zum Seitenanfang
6. August 2015: Unterwasser - Quelle Säntisthur bei Langenbüel


Zuerst marschiere ich zum Zusammenschluss von Wildhauser Thur und Säntisthur, der als offiziellen Beginn der Thur gilt. Mit einer durchschnittlichen Abflussmenge von jeweils weniger als einen Kubikmeter pro Sekunde qualifizieren diese beiden Fliessgewässer nur als Bäche. Sie fliessen bei der Deponie Unterwasser auf gut 900 m.ü.M. zusammen. Vom Thurweg aus besteht kein Hinweis auf die etwa 100 Meter davon entfernte Genese des Flusses Thur.

Trotz der hydrologischen Daten zugunsten der Säntisthur fliesst von dort her in diesem heissen Sommer weniger Wasser als in der Wildhauser Thur. Ihr Bachbett sieht stellenweise wie ein ausgetrocknetes Wadi aus. Vielleicht versickert ein Teil des Wassers im Karst und tritt streckenweise wieder als Bach oder Tümpel hervor.

Von Unterwasser sind die Thurfälle mit ihren beiden direkt  übereinanderliegenden Wasserfällen auf einem bequemen Wanderweg in etwa 20 Minuten erreicht. Beim Zugang lädt ein grosszügiger Rastplatz an heissen Tagen zum Verweilen ein. Ein Mann sagt mir, die Wasserfälle seien heute schwach. Kurz unterhalb der Thurfälle ist das Bachbett völlig ausgetrocknet, was meine Vermutung des Versickerns des Wassers und des unterirdischen Flusses im Karst stützt.

Nachher steige ich via Alpli, wo ein Kiosk samt Seelein und Spielplatz steht, Thurwies bis zum Langenbüel auf. Von dort starten zwei kleine Quell-Rinnsale, die sich oberhalb der Thurwies zur Säntisthur verbinden. Das untere Rinnsal ist schwach, das obere bei der Wanderwegkreuzung Langenbüel ausgetrocknet. Erst einige Dutzende Meter darunter fliesst hörbar etwas Wasser. Unterwegs erfahre ich auf einem Schild von Energietal Toggenburg, dass mit zehn Kuhfladen die Elektrizität für ein Mittagessen für vier Personen produziert werden kann.

Beim Langenbüel lädt ein Schild zu Joghurt und Käse auf der Alp ein. Die Familie mit zwei Kindern, welche die Alp führt und belebt stammt aus dem Württembergischen. Sie ist Lehrerin, er in der Baumpflege tätig. Sie verbringen ihre Ferien in der Alpwirtschaft. Sie sind zurzeit für vier Kühe zuständig, die sie melden. Die wenige Milch gibt wenig Käse her. Mehr als ein Dutzend Kühe sind trächtig und können nicht gemolken werden. Sie sind mit ihrer Arbeit zufrieden und das Leben auf der Alp ist für die Töchter ein prima Erlebnis. Der einzige Schweizer auf der Alp ist der Appenzeller Hund Bless, der jetzt auch das schwäbische Idiom kennenlernt. Ich geniesse den besten Joghurt seit meinem Gedenken und darf von einem Mutschli kosten. Ich kaufe ein halbes Mutschli. Wir sitzen zusammen, plaudern und trinken Kaffee. übrigens: Bless verspeist gerne die Käserinde. Ich könnte noch lange in der frischen Alpenluft sitzen und den Säntis bestaunen, aber weil ich beim Abstieg langsam bin, ist es Zeit für mich.

Ich steige oberhalb der Thurwies auf dem Bergweg via Gamplüt nach Wildhaus ab. Der schön angelegte Bergweg mit seinen Wurzeln und Steinbrocken fordert mich. Das tut mir gut, um die Koordination verschärft zu trainieren. Es fällt mir auf, dass ich noch vor kurzem weiter abgestiegen wäre, um auf einem bequemen Feldweg oder Fahrweg nach Wildhaus zu laufen. Heute weiche ich nicht mehr sogleich aus und nehme die Herausforderung an. Hoffentlich kann ich das durchziehen.

Die Wanderwegzeit beträgt laut Schildern 2 Stunden 15 Minuten von Unterwasser nach Langenbüel und von Langenbüel via Gamplüt nach Wildhaus 1 Stunde 20 Minuten. Dies ergibt samt Besuch auf der Alp eine hübsche Rundtour für Wandersleute und Familien, die nicht die Ambition haben, über den Rotsteinpass oder auf den Säntis zu steigen.

Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Thurfälle
Zum Seitenanfang