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Rhone genevois Logbuch

Von Liliane Waldner

Einführung in die Rhone genevois

Das ist die Rhone auf dem Gebiet des Kantons Genf. Dieses Logbuch zeigt Wanderrouten entlang der Rhone im tiefen Hinterland des Kantons Genf. Wanderungen durch bedeutende Naturschutzgebiete und Vogelreservate werden beschrieben. Eine für viele Schweizer Einwohnerinnen und Einwohner unbekannte Welt tut sich auf. Wer die Strecken nachwandern will, benötigt solides, wasserdichtes Schuhwerk.
Im November 2014 bin ich den kürzesten Weg von Chancy in die Genfer Innenstadt gelaufen, weil es zumindest bis Aire-la-Ville keinen gelb beschilderten Wanderweg entlang des Rhone-Ufers gibt. Das hat mich seither gewurmt. Im Zuge der Rehabilitation von einer leichten Trainingsverletzung zu Hause habe ich mich im Winter/Frühling 2018 der Rhone auf dem Gebiet des Kantons Genf genauer angenommen und mit entsprechendem Kartenmaterial Pfade entlang des Ufers ausgemacht und danach begangen. Ergänzend muss erwähnt werden, dass ich im November 2014 von Chancy aus ab der Zollbrücke der Rhone entlang Richtung Frankreich gelaufen, bis der Pfad durch das dortige Naturschutzgebiet an einem Grenzbach geendet hat. Ich habe dies im Rhone-Logbuch dokumentiert. 

28. Januar 2018: Chancy - La Plaine

Weil ich eine flussnahe Route entlang der Rhone erarbeiten will, nutze ich mein Aufbautraining nach meiner Zeh-Verstauchung für dieses Projekt im tiefen Hinterland des Kantons Genf. Zwischen Chancy und Aire-la-Ville gibt es keinen offiziellen Wanderweg entlang dem Ufer. Es gibt jedoch gestrichelte Feldwege und dazu sind Karten im Massstab 1 : 25‘000 erforderlich. Empfohlen wird das Online-Kartenwerk von https://www.schweizmobil.ch/de/sommer.html .

Ich entdecke, dass dieses Gebiet, das Rade et Rhone genevois genannt wird, ein international bedeutendes Feuchtgebiet für zahlreiche Zugvögel-Arten ist. Ich starte wieder bei der Bushaltestelle beim Zoll Chancy, gelange zum Dorf und zweige auf den Wanderweg Richtung Avully ab. Dort wo der Weg nahe dem Kraftwerk auf das Strässchen gelangt, folge ich dem Strässchen mit dem Schild Richtung Büro und gehe um das Haus herum und einer Siedlung entlang.

Beim Kehrplatz für die Autos gehe ich in gleicher Richtung weiter. Dann wird der schmale Waldpfad durch den Durchlass der hohen Drahtzäune sichtbar. Die Tafel des Naturschutzgebietes macht mich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Er verläuft jetzt zwischen dem Drahtzaun und der steilen Uferböschung zur Rhone, die wegen des Kraftwerks weiter unten träge fliesst. Der Drahtzaun beschützt ein Zivilschutzgelände. Am anderen Ufer saust der TGV vorbei und meine Kamera ist leider noch im Rucksack. Der Weg ist schmutzig und feucht.

Bei Epeisses bin ich froh, vom schmierigen Pfad ins Dorf aufsteigen zu können. Ich streife es nur und zweige nach dem Parkplatz wieder Richtung Ufer ab. Anfänglich sieht der Weg gut aus, wird dann aber wieder zum noch wüsteren Waldpfad. Auf weite Strecken verläuft eine Wasserrinne den steilen Pfad hinab. Nach einem Ab, erholsamen geradeaus und hinauf, geht es wieder einen Wasserrinnen-Weg hinunter, der am Schluss auf das offene Feld hinaufführt.
Ich bin erleichtert und erblicke die wunderbare Schilflandschaft entlang des Rhone-Ufers und hinter mir die steilen Uferhügel. Auf einem soll es ein altes Schloss gegeben haben. Ich komme zur Familiengartensiedlung auf bessere Wege und ein Strässchen. Ich gehe vom Strässchen durch ein Strässchen links durch die Siedlung an das Ufer. Dort liegt der Weiher von Touvière. Er ist laut Tafel fischreich und gehört auch zum Naturschutzgebiet. Ich raste auf einem Baumstamm am Weiher.

Danach gehe ich auf die Strasse, an der an Wochenenden unbedienten Bushaltestelle vorbei und auf dem Radstreifen etwas weiter, bis ich in den Wanderweg über die Strasse nach links abzweige und über die Brücke nach La Plaine gelange. Dort liegt die Bahnstation des Regionalzugs. Im Dorf haben eine Pizzeria und Bäckerei an diesem Sonntag offen. Oberhalb des Dorfes erstrecken sich Rebberge.

Gute Läuferinnen sollten die Route in etwa zwei Stunden schaffen. Ich habe wegen der Verhältnisse viel länger benötigt. Nach der selten schmierigen Wanderung ist für mich Schluss.

Links:
https://www.gobg.ch/ressources/le-rhne-genevois
https://www.unige.ch/sphn/Publications/ArchivesSciences/AdS%202004-2015/AdS%202006%20Vol%2059%20Fasc%202-3/235-242_Schonbachler_59_2-3.pdf
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2. April 2018: La Plaine - Le Lignon

Von La Plaine gehe ich bis zum Steg unterhalb der Eisenbahnbrücke über den Nebenfluss Allondon. Nach dem Steg folge ich jedoch nicht dem Wanderwegzeichen, sondern gehe den Pfad hinunter Richtung Rhone. Dieser Uferpfad verläuft durch das Naturschutzgebiet Teppes de Verbois. Linkerhand liegen Weiher und Aussichtspunkte, rechterhand fliesst die Rhone und es erheben sich am gegenüberliegenden Ufer Felswände. Nach dem Photovoltaik-Park und der Kraftwerkwerkzentrale überschreite ich die Strasse über den Staudamm. Der Rechen des Staudamms hält Inselchen an Schwemmholz und Abfall auf.

Hinter der Kehrrichtverbrennung geht ein Pfad wieder ans das Rhoneufer und beim Haltestellenhäuschen der Brücke von Peney raste ich. Ab der Brücke von Peney kann ich auf dem offiziellen Wanderweg „Sentier du Rhône“  den Fluss hinauf gehen. Der Weg ist mit Ausnahme eines Abschnittes im Bois de Chatillon gut begehbar. Dort ist der schmale Pfad  wegen des Waldbodens und der Mountainbiker zu einer matschigen Buckelpiste für Radquerfeldein-Fahrer verkommen. Tiefe, matschige Rillen durchfurchen ihn und in den Vertiefungen der Buckel liegt Wasser. Für Wandersleute ist das eine Zumutung. Der Wanderweg durchquert weitere Naturschutzgebiete. Je näher er in dichter besiedeltes Gebiet kommt, umso mehr Leute frequentieren ihn. Ich beende die Wanderung bei Le Lignon. Auf einer Fussgängerbrücke gelange ich an das andere Rhone-Ufer und bin überrascht, in eine Riesenüberbauung zu gelangen, die mir wie eine französische Banlieu vorkommt. Trotz Wanderwegzeichen habe ich Mühe, im Labyrinth dieser gigantischen Gebäuderiegel zur Bushaltestelle zu gelangen. Die Einheimischen zeigen mir freundlicherweise den Weg.

Für die heutige Route müssen gut drei Stunden veranschlagt werden. Ein schöner Rastplatz liegt am Rande der Teppes de Verbois nahe dem Photovoltaik-Park. Unterwegs gibt es immer wieder Sitzbänke zum Rasten.

Links:
http://ge.ch/nature/information-nature/milieux/milieux-proteges/teppes-de-verbois-reserve-naturelle
https://www.ge.ch/visites-durables/visites/teppes-de-verbois.asp
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14. April 2018: Le Lignon - Stadtzentrum von Genf

Ich starte bei der Bushaltestelle Le Lignon Cité. Unterwegs erfahre ich von Leuten, dass die Wohnungen in der Banlieu beliebt und gut unterhalten seien. Migros und Coop-Läden sowie die gepflegte Umgebung zeigen, dass ich in der Schweiz und nicht in Frankreich bin. Auf dem Weg zum Rhonesteg komme ich an einem Bauernhof mit Hofladen vorbei, ebenfalls an Gehegen mit Kleintierhaltung. Diese Genfer Banlieu ist gut mit dem Bus erschlossen, hat ein Quartierzentrum, eine Schule, Grünflächen, Spielplätze und in wenigen Minuten kann entlang der Rhone gewandert, gejoggt oder Rad gefahren werden. In der Ferne leuchten die Schnee bedeckten Höhen des französischen Juras. Auf dem gegenseitigen Uferhang erhalte ich nochmals einen überblick über das Quartier Le Lignon.

Nach dem Spital von Loëx geht es wieder hinab in die tief eingeschnittene Flusslandschaft. Der Uferweg führt durch den Wald von Onex. Schilder orientieren über Sehenswertes. Ich passiere eiszeitliche Gletschermoränen. Der Natur-Weg lässt vergessen, dass die Rhone durch urbanes Gebiet fliesst. Es geht immer auf und ab. Gegen das Zentrum hin wird eine riesige Strassenbrücke unterquert und danach erblicke ich die Eisenbahnbrücke unter mir, ein Eichhörnchen im Geäst und hinter dem Astwerk das Stadtzentrum samt dem Jet d’Eau. Es ist nicht mehr weit bis Jonction, dem Ende des offiziellen Wanderweges. In einer kleinen Waldschenke sitzen Gäste auf der Terrasse. Danach geht es nach einem Schild mit Steinschlagwarnung den Waldweg hinab direkt ins städtische Getriebe von Jonction.
Ich quere die Brücke, unter der die Arve zu ihrer Vereinigung mit der Jonction fliesst. Bei der Tramhaltestelle entdecke ich eine Bäckerei samt Kaffeehaus. Dort raste ich für den letzten Abschnitt. Für mich ist die Wanderung nicht vorbei. Ich erweise dem europäischen Kulturfluss Rhone meine Reverenz, gelange wieder an das Rhone-Ufer und strebe auf der Seite der Altstadt der Rousseau-Insel und der Montblanc-Brücke samt Jet d’Eau entgegen. Ich habe das für Viele unbekannte Genf kennengelernt.

Die Wegzeit von der Bushaltestelle in Le Lignon bis Jonction beträgt zwei Stunden. Bis zum See-Ufer und den Bahnhof Cornavin muss noch mit einer halben Stunde gerechnet werden.

Links:

https://www.onex.ch/fr/onex-au-quotidien/culture-et-loisirs/sentiers-balades-373-125

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