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Areuse Logbuch

von Liliane Waldner

Einführung in die Areuse

Die Areuse ist ein 31,7 Kilometer langer Neuenburger Fluss. Sie entspringt auf 800 m.ü.M. in der Klus von Saint-Sulpice und sie mündet nahe des Hafens von Boudry auf 430 m.ü.M. in den Neuenburgersee. Die Areuse ist für ihre Schlucht berühmt.

Mehr über die Areuse:
http://de.wikipedia.org/wiki/Areuse

20. März 2015: Areuse-Mündung - Boudry

Weil ich nach einer fiebrigen Erkältung rekonvaleszent bin, plane ich nur einen kurzen Spaziergang vom SBB-Bahnhof von Boudry zur Mündung der Areuse in den Neuenburgersee sowie dem Fluss entlang zurück nach Boudry.

Heute findet eine partielle Sonnenfinsternis statt und ich komme mir beim Bahnhof Neuenburg vor wie eine der früheren Abenteurerinnen oder Entdeckerinnen, deren spezielle Ausrüstung die „Eingeborenen“ anlockt. Weil ich beim Umsteigen etwas Zeit habe, nehme ich bei einer Kaffeebar einen Kaffee und ein Gipfel, stelle mich draussen an die Wand und betrachte die sich verfinsternde Sonne durch meine „Sonnenfinsternis-Brille“. Dies lockt die Menschen an, die mich nach der Sonnenfinsternis fragen. Ich lasse zuerst den Reinigungsmann durch meine Brille schauen. Danach kommen immer wieder Leute vorbei, um auch durch die Brille zu schauen und sie sind alle vom Naturschauspiel entzückt. Ich habe meine helle Freude, für die Neuenburgerinnen und Neuenburger mich nützlich machen zu können. Danach fahre ich mich dem Regio nach Boudry.

Ich marschiere vom Bahnhof Richtung Areuse hinab und begegne einer Joggerin. Ich grüsse sie und lasse sie auch durch die Brille schauen. Es ist eine Luzernerin, die mit ihrem Mann in Boudry wohnt. Sie gibt Deutschunterricht in Neuchâtel. Sie erzählt mir, dass bei der Mündung der Areuse Eisvögel sowie Biber leben würden. Im Dezember könne man bei der „Saut de la Truite“ die Forellen über die Schwelle springen sehen. Von ihr erfahre ich, dass das Wohnen in Neuchâtel noch günstig sei. Ihre Tochter wohne nahe des Bahnhofes in einer alten Vierzimmerwohnung für 500 Franken pro Monat plus 150 Franken Nebenkosten. Sie empfiehlt mir, das Tram zurück nach Neuchâtel zu nehmen. Zufälligerweise begegne ich ihr bei der Tramfahrt in die Stadt wieder und wir setzen die Plauderei fort.

Ich gelange bald an die Areuse und folge ihr bis zur verträumt gelegenen Mündung mit ihren Steinmannli. Danach kehre ich ab der untersten Brücke auf der anderen Seite des Ufers zurück, um bei der „Saut de la Truite“ vorbeizukommen und gehe den Fluss entlang Richtung Boudry und die Tramstation. Boudry ist ein kleiner Ort mit drei verschiedenen Museen: „Musée du Tram“, „Musée de l’Areuse“, „Musée du Vin“ im Schloss Boudry oben.

Links:

http://martouf.ch/document/267-la-saison-des-truites-volantes.html
http://www.neuchateltourisme.ch/de/entdeckungen/museen/trambahn-museum-boudry.6158.html
http://www.le-musee.ch/Default.htm
http://www.chateaudeboudry.ch
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24. Mai 2015: Boudry - Noiraigue - Ferme Robert

Vom Bahnhof Boudry aus erreichen meine Cousine Gisela und ich innert weniger Minuten die Areuse und den unteren Eingang der Schlucht. An diesem Pfingstsonntag wälzt sich eine Völkerwanderung den steilen Schluchtweg mit den etwa 400 Treppenstufen, die grossenteils mit Geländer gesichert sind, auf und ab. Der gelbe Wanderweg ist sportlich oder anders ausgedrückt ruppig und ich bin um meine Stöcke und die festen Wanderschuhe froh. Manchmal sind die Kalkfelsen am Grund der Schlucht schneeweiss. Teils verläuft die Areuse tief in die Schlucht eingeschnitten, dann wieder in einem breiteren, lieblicheren Flussbett auf Weghöhe. Wir marschieren stufenweise hinauf und der Weg wechselt beidseits des Flusses ab. Der Weg ist ähnlich sportlich wie jener durch die Gorge de Jogne, nur viel länger. Dafür gibt es im unteren Drittel bereits einen grossen Rastplatz. Bei einer Brücke erblicke ich den Eingang einer kleinen Höhle, durch die ein Mensch hineinkriechen müsste.

Weiter oben habe ich den Eindruck, einen Blick zur Creux du Van erheischen zu können. Nach gut zwei Dritteln kommen wir beim Hotel de la Truite, mit seinen Forellen-Spezialitäten, und dem Maison de la Nature, mit seinen Ausstellungen über die Schlucht und dem Rousseau-Haus, vorbei. Dort rasten wir und unterhalten uns mit einem Herrn von Tavannes, dem wir auf dem Weg immer wieder begegnen.

Danach verläuft der Weg zuerst flach und breit, um dann gegen die „Saut de Brot“ wieder steil aufzusteigen. Wir queren eine alte, markante Steinbrücke und danach geht es noch einige steile Treppenwege hinauf. Ab dem Wasserkraftwerk verbreitert sich der Weg und flacht gegen Noiraigue hin ab. Wir hätten bereits oberhalb des Wasserfalls zur Ferme Robert aufsteigen können, aber der Weg erscheint mir zu schmal und sportlich.

Der Weg von Noiraigue zur Ferme Robert ist ebenfalls steil und sportlich, aber nicht exponiert. Eine Tafel weist auf eine Via Rousseau hin. Der Genfer Philosoph und Dichter musste sich nach der Veröffentlichung seines „Emile“ nach Môtiers zurückziehen, das im damaligen preussischen Fürstentum Neuenburg gelegen war. Er streifte oft in der Gegend bis zur Creux du Van herum und suchte Pflanzen. Wir kreuzen zahlreiche Menschen auf dem Weg zur Ferme Robert und finden in der Gaststube der urigen Wirtschaft trotzdem einen freien Tisch für die verdiente Vesper-Mahlzeit. Mit der knusprigen Rösti samt warmem Tomme darauf, wird der Rösti-Graben in meinem Magen, den ich auf meinem Weg durch das Lavaux erhalten habe, kräftig zugeschüttet. Es gibt also doch Restaurants in der Romandie, die am Nachmittag eine kleine Speisekarte anbieten.

Die Ferme Robert liegt unterhalb der Creux du Van. In einem Raum wird eine Ausstellung dargeboten und vom Ort aus werden an einigen Wochenenden geführte Touren angeboten. Wir sehen von weit unten nur einen kleinen Ausschnitt der Creux du Van. Sie wäre eine separate Tour wert. Wir steigen entlang des bequemen Strässchens nach Noiraigue ab.

Von Boudry bis Noiraigue werden drei Stunden 50 Minuten angezeigt und von dort bis zur Ferme Robert weitere 50 Minuten. Weil meine Koordination gefordert ist, benötige ich mehr Zeit. Bei der Abzweigung ob der Saut de Brot könnte in einer Stunde zur Ferme Robert gelangt werden.

Links:
http://www.maisonnaturene.ch
http://www.ferme-robert.ch/index.php?p=home&l=de
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29. Mai 2015: Noiraigue - Source de l’Areuse

Heute bin ich erst um 09.04 in Zürich abgefahren, weil ich am Vorabend noch eine Verpflichtung gehabt habe. Ich habe für das heutige Flachstück nur die Lowa-Halbschuhe angezogen. Die Route führt durch das sanfte Val de Travers an den Dörfern Travers, Couvet, entlang des Uferweges zwischen Môtiers und Boveresse vorbei nach Fleurier und danach St. Sulpice, wo in der Klus oberhalb dieses Ortes die Areuse aus dem Karst tritt und durch ein Wehr in einem kleinen Weiher gestaut wird.

In Travers entdecke ich ein Wandbild, das die romantische Seite der Areuse betont. In dieser Gegend dürfte „Dichtestress“ ein Fremdwort sein (lässt sich das ins Französische übersetzen?) In den früheren Asphaltminen befinden sich ein Café und ein Laden. Zu bestimmten Zeiten sind Besichtigungen möglich. Das Café bietet als Spezialität in heissem Asphalt gekochter Schinken an. Im Laden wird eine grosse Auswahl an Absinth und Schokolade-Spezialitäten von Chocolat Jacot aus Noiraigue verkauft.

In Couvet darf ich zwei Schreiner der kommunalen Schreinerwerkstatt des Val de Travers fotografieren. Wer eine schöne Holzbank vor sein Haus wünscht, kann sie dort aus Holz des Travers-Tales machen lassen. In Couvet ist Markttag. Ich kaufe in der Boucherie Social zwei getrocknete Rinderwürste, eine davon mit Absinth gewürzt. Die Boucherie Social muss früher eine Art genossenschaftlichen Hintergrund gehabt haben, wird heute jedoch durch eine Privatperson geführt. Ich habe dies bei einer Plauderei im Laden von St. Sulpice erfahren.

Hoch über Môtiers liegt ein kleines Schloss. Fleurier wird durch den Chapeau de Napoléon geprägt. Auf dieser markanten Erhebung, die an den Hut Napoléons erinnern soll, befindet sich ein Restaurant. In Fleurier produziert Chopard ihre Luxus-Uhren für die teuren Boutiquen dieser Weltstädte. So ist das kleine, abgeschiedene Tal mit der grossen, glanzvollen Welt verbunden.

Der Bahnhof des verträumten Nestes St. Sulpice ist samt der Eisenbahnlinie seit langer Zeit ausser Betrieb und die Wagen des Eisenbahn-Friedhofes rosten vor sich hin. In einem Museum werden VW-Oldtimer ausgestellt. Ein Themenweg informiert über die Wasserkraft. Die Source de l’Areuse mit der Felswand, dem lieblichen Weiher und dunklem Wald könnte zum Meditieren einladen. Der Absinth im Dorfladen ist günstiger als jener in der Asphaltmine.

Der Weg von Noiraigue nach Fleurier ist mit 3 Stunden 30 Minuten angeschrieben und bis zur Areuse-Quelle kann noch bis zu einer Stunde veranschlagt werden. Es gibt unterwegs genügend Sitzbänke oder Rastplätze sowie Einkehrmöglichkeiten in den Dörfern. Ich habe im Schnittpunkt zwischen Boveresse, Môtiers und Fleurier gerastet und im Dorfladen von St. Sulpice einen Kaffee getrunken.

Ich habe meinen früheren Kantonsratskollegen und Eisenbahnkenner per Mail auf den Eisenbahn-Friedhof bei St. Sulpice angesprochen und von ihm folgende Antwort erhalten:

„Liebe Liliane

Ja, das ist mir bestens bekannt und kommt davon, wenn eine Gruppierung bei der übernahme alter Loks immer „ja“ sagt. Sie müssen ja unterhalten, gepflegt und ggf. betriebsbereit gemacht werden. Es hat einige wichtige Zeugen der Vergangenheit dabei und hier muss die Zeit arbeiten. Einige davon werden beim Schneidbrenner landen, andere wiederum „auferstehen“. Da müssen wir aber die dortigen Gruppierungen machen lassen. Wichtig zu wissen ist, dass im Val de Travers regelmässig Dampffahrten stattfinden, mit Maschinen und Wagen, die instand gestellt werden konnten.

Herzliche Grüsse

Kurt Schreiber“

Links :
http://chocolat-jacot.ch
https://www.mines-asphalte.ch/de/
http://www.swisscastles.ch/neuchatel/motiers_d.html
http://www.chapeaudenapoleon.ch
http://www.musee-vw.ch
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