fluss-frau.ch
Suze Logbuch

von Liliane Waldner


Einführung in die Suze oder Schüss

La Suze oder Schüss ist ein 42 Kilometer langer Fluss des Berner Jura. Sie entspringt auf 966 m.ü.M. oberhalb des Weilers Le Cerf zuoberst im St. Immer-Tal und sie mündet auf 429 m.ü.M. in Biel in den Bielersee.

Mehr über die Suze auf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schüss 



30. September 2016: Biel Seeufer - Eingang Taubenlochschlucht

Die Schüss ist in Biel ein interessanter Fluss, der in drei Kanäle aufgeteilt die Stadt durchfliesst.  Vom Bahnhof aus gehe ich zuerst an den Zihlkanal und suche die Madretscher Schüss, die vom Bahngebiet her hinter Wohnhäusern versteckt Richtung Zihlkanal fliesst und faktisch gegenüber dem Schloss Nidau diskret in den Zihlkanal mündet. Ohne die Hilfe einheimischer Frauen hätte ich die Mündung unterhalb einer Brücke nicht gefunden.

Danach gehe ich Richtung Hafen Biel und Seeufer. Dort mündet die Schüss in den Bielersee. Ich laufe an ihrem nördlichen Ufer flussaufwärts bis zur Einmündung der Bieler Schüss oberhalb des Eisenbahntunnels. Ich folge der Bieler Schüss bis zur Seevorstadt, wo sie unter der Altstadt verschwindet. Die Gegend fällt durch eine hohe Wohn- und Lebensqualität auf. Kurz vor der Seevorstadt liegt eine Wasservogel-Station am Ufer und ich entdecke zwei schwarze Schwäne.

Danach besuche ich ein kleines, nostalgisches Kaffeehaus und genehmige mir eine Kaffeepause. Nach der Rast durchquere ich das Einkaufsviertel und treffe beim Zentralplatz wieder an die Schüss. Ich kann ihr bis zu den Schleusenanlagen zwischen dem Omega-Werk und den SBB-Werkstätten folgen. Dort wird die Schüss in ihre drei Kanäle mit Madretscher Schüss, Schüss und Bieler Schüss aufgeteilt. Ab da ist die Schüss bis zum Schlössli nicht begehbar. Beim Schlössli gewinne ich den Eindruck, dass Renaturierungsarbeiten im Gange sind, was mir ein Blick in das Internet bestätigt.
Vom Schlössli aus führt ein Uferweg bis zur Bushaltestelle Taubenlochschlucht. Er durchquert kurz zuvor den Renferpark. Ich kann es nicht lassen, noch etwas in die Taubenlochschlucht hinein zu schnuppern, bevor ich den Bus zum Bahnhof nehme.

Links:
https://www.biel-bienne.ch/de/pub/verwaltung/baudirektion/infrastruktur/projekte/schuessinsel/das_projekt_im_detail.cfm
Zum Seitenanfang
3. Oktober 2016: Biel Taubenloch - Sonceboz

Endlich lerne ich die berühmte Taubenlochschlucht kennen. Sie ist kürzer und leichter zu begehen als die Areuse-Schlucht. Der Aufstieg von der Bushaltestelle Taubenloch bis Frinvillier dauert nur 45 Minuten. Die 14 Kilometer lange Etappe Biel - Sonceboz dauert laut Schweiz Mobil 4 Stunden 10 Minuten. Die Zeitangabe auf dem Wanderwegschild nahe der Bushaltestelle ist nicht stimmig. Die Schüss dient in der Taubenlochschlucht der Gewinnung von grünem Strom und der Taubenlochstrom kommt der Finanzierung der Erhaltung der Naturlandschaft zugute. Kurz vor Frinvillier finde ich ein Mountainbike in der Schlucht. Es deutet auf eine Ambassade du Soleil in Sonceboz hin sowie auf einen grünen Hintergrund. Ich fotografiere es, um der Sache später nachzugehen.

Von Frinvillier marschiere ich nach Reuchenette und komme an einem riesigen Kies- und Zementwerk vorbei. Ich raste in Reuchenette.

Danach setze ich meinen Weg fort. Nach La Heutte weist ein Schild auf Saurierspuren, aber der Weg dorthin wird bei der Abzweigung als gesperrt bezeichnet. Ich raste erst nach der Métairie de Nidau mit seinem Restaurant und Hof. Danach geht es der Suze entlang nach Sonceboz. Erst jetzt spüre ich die Jura-Autobahn, die ob dem Flussufer verläuft, den Fluss quert und danach in einem Tunnel endgültig verschwindet. Die Landwirtinnen und Landwirte, denen ich unterwegs begegne, sprechen überraschenderweise breites Berndeutsch. So bleibt natürlich der Südjura beim Kanton Bern.

Links:
http://www.taubenloch.org/Home.4.0.html
http://www.jurabernois.ch/de/aktiv/wanderland/dinosaurierspuren-la-heutte.968.html
Zum Seitenanfang
8. Oktober 2016: Sonceboz - St. Imier

Ein Nachtrag zur Voretappe: Ich habe den Eigentümer des verlassenen Fahrrades in der Taubenlochschlucht ermitteln können. Es gehört der Ambassade du Soleil in Sonceboz. Dahinter steckt ein Künstler und Friedensbotschafter, der eine Website mit dem Namen monsieurlevert.ch betreiben lässt. Ich habe ihm den Standort des Fahrrades telefonisch mitgeteilt.

Die heutige Etappe dauert laut Wanderwegschild vier Stunden und zehn Minuten. Ich durchstreife auf ihr das Valon de St. Imier. Zwischen Corgémont und Cortébert führt der Weg teilweise über Wiesen und Weiden und ich muss auf der weglosen Strecke die gelben Zeichen suchen und der Weg führt vertrackt und auf dreckigem Grund in kurzes Stück in einen Wald statt dem Waldrand entlang.

Bei der weiteren Suche frage ich den dortigen Landwirt. Ich grüsse und frage auf Französisch und der Mann wechselt rasch auf Schweizerdeutsch. Ich zeige mich wieder erstaunt. Dann erklärt er mir, dass hier viele Bauern berndeutsch reden, weil vor mehr als hundert Jahren zahlreiche Menschen aus dem Emmental in den Berner Jura zogen, um zu einem Hof zu kommen. Seine Vorfahren kamen aus Winterthur. Jetzt ist mir klar, warum der bernische Jura so Bern-treu ist und beim Kanton Bern bleibt. Diese bäuerlichen Siedler sind perfekt Bilingue, aber in den Familien wird offenbar der ursprüngliche Dialekt gepflegt, bleiben sie in der Deutschschweizer Kultur verankert. 

Ich raste kurz bei Cortébert während eine Kuhherde  durch das Dorf getrieben wird. In Courtelary steht ein Schloss mit gepflegter Anlage. Nicht weit davon entfernt befindet sich die Schokoladefabrik Camille Bloch, welche die beliebten Ragusa produziert. In Cormoret kaufe ich bei einer Käserei Tete de Moine. Die Besitzerin des Hofes spricht ebenfalls berndeutsch. Von Cormoret geht es auf einem langen, einsamen Waldweg bis Villeret. Der sichere, breite Waldweg führt entlang felsiger Hänge, wie sie für den Jura typisch sind. Villeret und St. Imier sind zusammengewachsene Industrie-Orte. Ich erblicke auf der Strasse bis zum Bahnhof oder bei der Zugsabfahrt zurück die Firmenlogos von Omega, Longines, ETA, aber auch des Medizinaltechnik-Unternehmens Straumann.

Unterwegs weisen einige Abzweigungen auf die oberhalb des Tales liegenden Mont Crosin und Mont Soleil hin. Diese sind bekannt wegen dem grössten Windkraft-Park der Schweiz. Meine vierbeinige Therapeutin Gledi verbringt ihre Ferien auf den Pferdeweiden des Mont Crosin.

Der Name St. Imier geht auf den heiligen Himerius zurück, der sich als Einsiedler in St. Imier niederliess, nachdem er jahrelang gereist war und Menschen bekehrt hatte. International berühmt ist St. Imier, weil 1872 der russische Revolutionär Bakunin und seine Getreuen dort die anarchistische Internationale gegründet haben. Daran hat 2012 ein internationaler Anarchisten-Kongress mit 3‘000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in St. Imier erinnert.

Wettermässig habe ich Glück. Ab Cortebert nieselt es zwischendurch kurz einmal, aber in St. Imier sind die Strassen trocken.

Links:

http://www.monsieurlevert.ch
http://www.swisscastles.ch/Bern/courtelary_d.html
http://blog.bkw.ch/der-groesste-schweizer-windpark-waechst-weiter/

http://www.heiligederschweiz.ch/d/m73820
http://www.nzz.ch/schweiz/ohne-herr-und-hund-1.17464645
http://www.spiegel.de/politik/ausland/3000-anarchisten-treffen-sich-im-schweizer-st-imier-a-849307.html
Zum Seitenanfang
12. Oktober 2016: St. Imier - Renan

Heute steht eine Kurzetappe an. Die Hippotherapie ist ausgefallen und ich muss am späteren Nachmittag wieder zur Arbeit in Zürich sein.

Da passt die Strecke St. Imier - Renan prima hinein. Sie dauert etwa zweieinhalb Stunden. Die Route verläuft auf der nördlichen Fluss-Seite auf der Hangseite meistens im Wald. Bei Sonvilier quere ich nicht das Dorf, sondern setze den Weg auf der gleichen Hangseite fort. Im Zentrum von St. Imier komme ich am dortigen Museum vorbei. Ferner besteht in St. Imier ein Longines-Museum. Gegen Renan hin schlagen Forstarbeiter Holz und zersägen die Baumstämme. Dank dieser Kurzetappe kann ich mich in der finalen Etappe ausgiebig dem Quellgebiet der Suze widmen.

Links:

https://www.musee-de-saint-imier.ch/
https://www.longines.de/#!/das-unternehmen/museum/das-longines-museum
Zum Seitenanfang
16. Oktober 2016: Renan - Vue-des-Alpes

Die Wegzeit wird beim Bahnhof mit drei Stunden 20 Minuten angegeben. Renan liegt an der Nebelgrenze, aber das Flusstal, durch das ich an die andere Talseite zu gelangen habe, liegt noch in der Nebelschicht. Anfänglich wechseln sich Nebel und Sonnenschein, bis gegen Envers des Convers hin die Sonne obsiegt. Eine Betreuerin geht mit autistischen Kindern der nahen Christoffel Stiftung spazieren. 

Dann schliesst sich mir ein anhänglicher Appenzeller Hund an. Er folgt mit dauernd. Als ich auf einer Steinbank an einer besonnten Hauswand raste, setzt er sich neben mich. Ich komme am besten zu meinem Znüni, indem ich ihm von den frei von künstlichen Zusätzen und Zucker hergestellten Getreidestengeln kleine Stücke hinlege, die er dankbar aufnimmt und danach auf mich aufblickt. Als er genug hat und ich trinke, setzt er sich vor mich. Ich lese seine Steuermarke Renan 0498 und nenne ihn fortan Renan. Dieser Name erscheint mir für ihn passend. Als ich weitergehe, folgt er mir weiter bis zum Weiler Le Cerf. Eine Einheimische sagt mir, er folge den Leuten. In Le Cerf ist offenbar die Grenze seines Reviers. Dort bleibt der sympathische Schlaumeier, der vielleicht spekuliert, dass für ihn bei rastenden Wandersleuten etwas herausspringt, zurück. Der Typ hat mein Herz gewonnen.

Etwas oberhalb von Le Cerf entdecke ich auf 966 m.ü.M. den Beginn der La Suze neben dem Strässchen. Sie ist bereits unterhalb von Le Cerf nur ein kleines Rinnsal und nur in einer Mulde des Bachbettes unterhalb einer Brücke liegt noch Wasser. Dort hat übrigens Renan sich gebadet. Aus einer anderen Informationsquelle habe ich erfahren, dass die Quelle der La Suze bei der Prés de Suze auf knapp 1‘200 m.ü.M. auf Neuenburger Boden liegt. Ich steige das verkehrsarme Strässchen weiter Richtung des ehemaligen Gare les Convers auf. Bei den Häusern mit dem Namen Chez Dubois erblicke ich auf 991m.ü.M. wieder ein Bachbett, aber es ist trocken und ich entdecke und höre bis gegen Prés de Suze kein Wasser in den bestehenden Bachbett-Rinnen. Vermutlich fliesst nur bei Regenwetter ab Prés de Suze Wasser und nur ganzjährig ab Le Cerf ein Rinnsal, aus dem sich dann der Bach zum Fluss entwickelt.

Ich raste nochmals auf einem Felsblock nahe dem aufgegebenen Bahnhof und unterhalb des Roc Mildeu sowie der vorbeirauschenden, überdeckten Autobahn-Gallerie. Dann will ich via eines eingetragenen Feldweges oder Waldpfades bei Prés de Suze zur Vue des Alpes gelangen. Ich zweige vom Strässchen ab und folge dem dreckigen Fusspfad Richtung Vue des Alpes und Prés de Suze. Weiter oben zweige ich nach Prés de Suze ab und bei der nächsten Abzweigung links dem Waldweg wie auf der 10‘000er Karte. Bald geht es nicht mehr weiter. Es muss dort ein Erdrutsch stattgefunden haben und weiter oben erblicke ich ein gelbes Warnschild. Weiter oben ragt eine kesselartige Wand auf, die mich an die Creux du Van erinnert. Ich kehre um und entschliesse mich, den Weg zur Vue des Alpes zu nehmen. Irgendwie muss ich die richtige Abzweigung verpassen, aber nach geraumem Auf- und danach wieder steilem Abstieg finde ich mich wieder auf dem Strässchen wieder. In dieser Zeit und mit dieser Distanz des Irrweges hätte ich längst auf der Vue des Alpes sein müssen. Jetzt will ich nichts mehr riskieren und den Bus ab Vue des Alpes verpassen. Ich folge schleunigst dem Strässchen, das nach einigen Kurven in die Pass-Strasse mündet. Erleichtert stelle ich fest, dass dort ein breiter Radstreifen sowie ein weiteres Wegband am Strassenrand besteht, so dass ich gefahrlos die weite, geschwungene Route auf den Pass nehmen kann. Der Weg ist um ein Mehrfaches länger als der Wanderweg. Die Vue des Alpes präsentiert an diesem schönen Herbsttag den ganzen Alpenkranz. Ich bin die einzige Person, die einen Platz reserviert hat. Der Neuenburger Verkehrsbus fährt mit dem portugiesisch-stämmigen Chaux-de-Fondsier und mir allein zum Bahnhof von La-Chaux-de Fonds. Alle anderen fahren Auto oder Motorrad an diesem prächtigen Sonntagnachmittag. Die Reservation ist unumgänglich, nicht um einen Platz zu ergattern, sondern um einen Bus auf den Pass zu bewegen, um dort abgeholt zu werden.
Zum Seitenanfang
1. Januar 2018: Bieler Stadtwanderung
Biel ist mit seinen Kanälen eine faszinierende Kanalstadt. Sie erinnert mich etwas an die Grachten Amsterdams. Sie kann auf einer Stadtwanderung entlang der Kanäle gut kennen gelernt werden. Ich will diesem Kanalsystem heute vertieft nachgehen.

Ich starte bei der Bahnstation Nidau, gehe zurück über die Brücke des Zihlkanals und folge ihm Richtung Hafen Biel. Fast gegenüber dem Schloss Nidau mündet die Madretscher Schüss diskret in einem Winkel in den Zihlkanal. Wer will, kann auf der anderen Strassenseite noch ein Stück weit aufwärts der Madretscher Schüss folgen, wie ich das am 30. September 2016 gemacht habe. Heute überquere ich jedoch direkt den Zihlkanal über die Brücke zum Ufer mit dem Schloss Nidau und laufe Richtung Hafen Biel, überquere eine weitere Brücke und gehe den Hafen Biel entlang bis zur Schüss.

Dort geht es über die letzte Brücke vor ihrer Seemündung und danach die Schüss hinauf. Nach der Unterquerung der Eisenbahnbrücke mündet die Bielschüss in der Schüss. Ich folge ihr aufwärts und gewinne den Eindruck eines Quartiers der gehobenen Wohnlage. Heute sehe ich keine schwarzen Schwäne, sondern Kanufahrer. Beim Neuen Museum Biel gelange ich an einen verkehrsreichen Platz. Danach ist die Bielschüss nicht mehr sichtbar, weil sie unterirdisch durch die Altstadt geführt wird. Ich folge der Strasse ein Stück weit und quere dann die Altstadt auf einer Einkaufsstrasse, um an die Schüss zu gelangen. Ich spaziere bis zur Schleuse flussaufwärts.

Dort folge ich der Madretscher Schüss flussabwärts, zuerst durch ein Bahnareal und danach Richtung Wohngegend von Madretsch Nord. Es ist ein Arbeiterquartier, dessen Wohnhäuser mit Grünanlagen umgeben sind. Bei einem Hag geht es nicht mehr weiter und ich kehre zur Schleuse zurück.

Bei der Schleuse quere ich die Bielschüss. Sie fliesst von dort Richtung Stadtpark. Ich muss jedoch ein Stück weit der Strasse folgen. Nach der Bushaltestelle Omega zweige ich nach rechts ab und erreiche wieder die Schüss. Die Renaturierungsarbeiten, die am 30. September 2016 noch im Gange waren, sind abgeschlossen und es ist ein Stadtpark im Herzen der Stadt entstanden. Das Erholungsgebiet reicht bis hinauf zur Strasse mit der Busstation Taubenlochschlucht.

Für die Wanderung sollte ein halber Tag geplant werden. In der Altstadt bestehen Einkehrmöglichkeiten. Dank ihrer Kanäle als „Tourguides“ kann das Herzstück der Stadt Biel kennen gelernt werden. 

Links:

http://www.nmbiel.ch
Zum Seitenanfang