fluss-frau.ch
Broye Logbuch
von Liliane Waldner

Einführung in die Broye

Die Broye ist 89 Kilometer lang. Als Quelle werden Les Alpettes sowie Niremont auf gut 1‘300 m.ü.M. bzw. die Vereinigung mehrerer Quellbäche bei Semsales auf etwa 860 m.ü.M. angegeben. Sie mündet bei Salavaux auf 429 m.ü.M. in den Murtensee. Wikipedia rechnet auch den Broyekanal der Broye zu. Ich führe diesen Kanal sowie den Murtensee in meinem Drei-Seen-Logbuch auf. Die Broye fliesst durch die Kantone Fribourg und Waadt.

Mehr über die Broye auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Broye_%28Fluss%29

6. Juni 2015: Brücke Salavaux - Payern

Ich bin im Rahmen meines Drei-Seen-Projektes am Vormittag von Sugiez her marschiert, habe die Broye-Mündung in den Murtensee fotografiert und bin um 11.45 Uhr zur Brücke von Salavaux gelangt.

Gleich oberhalb der Brücke mündet die Petite Glâne in die Broye. Ich überquere die Brücke und gehe auf der östlichen Seite bis zur wenige hundert Meter weiter oben liegenden Mündung der Arbogne der Broye entlang. Danach folge ich der Arbogne, überquere sie bei der nächsten Brücke und gelange wenige Meter dahinter wieder zur Broye und raste bei einem Fischer-Unterstand. Unterwegs kreuzt ein Feldhase meinen Weg. Ich gehe weiter und wechsle danach wieder zur Arbogne, der ich bis zum riesigen Gelände des Haras féderal, dem Schweizer Nationalgestüt folge. Übrigens habe ich so ein Doppelspiel zwischen zwei Flüssen entlang einer Strecke wie heute noch nie erlebt.

Ich verliere mich rasch in diesem weitläufigen Gelände für das Pferd. Die Stallungen und anderen Gebäude sind voluminös. Nur vereinzelte Pferde sind in den Koppeln sichtbar. Ich habe in Witzwil weit mehr gesehen. Ich entdecke Störche auf einem Dach und laufe um das Gebäude herum, um einen guten Fotoblick zu erhalten. Ein Storch nestet mit einem Jungtier. Aus einem Stallfenster mustert mich ein Pferd.

Danach suche ich meinen Weg zum Anschluss an den in der Karte eingezeichneten Weg am südwestlichen Ende des Geländes. Ich komme an weiteren Stallungen, an der Tribüne und riesigen Pferderennbahnen vorbei. Ich orientiere mich am Weiher sowie der anschliessenden Pferdebahn, fixiere den baumgesäumten Broyelauf sowie die Autobahn, unter der ich nach überqueren einer Kantonsstrasse durch muss. Sie verläuft auf einem mächtigen Damm, zumal ihre Brücken die Flüsse zu queren haben. Ich erblicke einen stark überwachsenen Feldweg, muss jedoch über einen niedrigen Maschendraht-Zaun klettern, über den offenbar schon andere geklettert sind. Der etwas eingedrückte Zaun erleichtert meine Aufgabe.

Ich habe mich gefragt, wie ein Wild-Tier denken oder fühlen muss, das auf die andere Seite einer so mächtigen Landschafts-Sperre wie eine Autobahn gelangen will und nicht wie ich über eine Karte verfügt bzw. keine Karte lesen kann.

Dann bin ich endlich auf dem Weg auf meiner Karte, gelange zur Kantonsstrasse und Broyebrücke, überquere diese und raste bei grossen Steinen, die mir als Sitzfläche dienen. Auf einer Plakette steht auf Französisch, dass St. Aubin (FR) und Domdidier sich so nahe, aber doch so fern sind. Ich sehe beide Orte auf der weiten Landschaft. Gemäss Karte hätte ich nicht direkt der Broye folgen und unter der Autobahn durchgehen können, aber der angenehmerweise vorhandene Landwirtschaftsweg entlang der Broye führt mich direkt in den alten Ortskern von Payern.

Jetzt geht die Hitzeschlacht in diesem weiten Land los. Es gibt kaum eine andere Landschaft in der Schweiz, die eine solche Fernsicht bietet. Die Jurahöhen sind weit rechts und manchmal erblicke links durch Bäume und Sträucher etwas von den Alpen. Der Weg ist voll der Sonne ausgesetzt. Nur langsam komme ich einem weit entfernten Viadukt über die Autobahn entgegen. Ich sehne mich nach einer Trinkpause. Endlich sehe ich kleine Autos, welche die Pont Neuf über die Broye überqueren. Ich überquere das Strässchen und hocke auf den Rand eines Troges bei einem kleinen Häuschen. Ich geniesse den Schatten und trinke den Rest meines Marschtees. Am Wasserhahn des Troges kann ich frisches Wasser nachfassen und trinken. Ich fülle einen Liter in meine Flaschen ab. Velofahrer füllen ebenfalls ihre Flaschen.

Ich erblicke ein riesiges Gebäude in der Ferne, das sich als Kaserne der Luftwaffe bei Payerne herausstellt. Dort fotografiere ich den ausgestellten Kampfjet vor der Kaserne und marschiere weiter. Bei einer Sitzbank samt Brunnen vor den ersten Häusern des Ortes trinke ich meinen Liter und fülle einen weiteren Liter nach. Dann laufe ich ins Zentrum, wo ich auf die Feuerwehr und einen Menschen-Auflauf stosse. Ein Genfer Auto ist irgendwie in die Broye gesteuert worden und muss geborgen werden. Die Feuerwehr hat eine ölwehr in die Broye gelegt. Ziemlich ausgelaugt komme ich beim Bahnhof an.

Es gibt keinen offiziellen Wanderweg und keine Wanderzeit zwischen Salavaux und Payerne entlang der Broye.  Ich bin um 18 Uhr im Ortskern angekommen. Es muss berücksichtigt werden, dass man sich im Gelände von Haras féderal verlieren kann und umsehen muss. Es ist zu hoffen, dass das Parlament das Nationale Gestüt weiter finanziert und nicht in einem Privatisierungswahn aufgibt. Es ist ein Teil des Schweizer Kulturgut, von mir aus ein Museum samt Forschungsanstalt für das Pferd. Wer, ausser dem Bund, kann eine solche Einrichtung finanzieren? Oder sollen dies die Scheichs oder Oligarchen dem Bund abnehmen?    

Links:
https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/ueber-uns/sng.html
https://www.avenches.ch/de/P391/roemisches-museum-avenches
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12. Juni 2015: Payerne - Moudon

Weil mir der Wetterbericht für das Oberwallis zu unsicher ist, fahre ich ungeplant früh mit der Broye weiter. Die heutige Strecke ist ein einfaches Flachstück und dauert je nach Wanderwegschild 5 Stunden 10 Minuten bis 5 Stunden 20 Minuten. Ich kann den ganzen Weg der Broye entlang folgen. Es fällt mir auf, dass mit Ausnahme des Industriegebietes von Lucens und der Altstadt von Moudon alle Siedlungen erhöht am Fuss der Hänge entlang des Flusstales liegen. Die Menschen scheinen sich des überschwemmungsrisikos bewusst zu sein. Die Ebene des Flusstales wird hauptsächlich landwirtschaftlich bewirtschaftet. Eines der Dörfer ist übrigens Henniez, wo das bekannte Mineralwasser herkommt.

Die Broye ist praktisch durchgehend eingedämmt, mit Ausnahme einer kurzen, naturbelassenen Strecke mit steilen Sandsteinkliffs im Bereich des Flurnamens Treize Cantons. Bei der Brücke von Granges schneiden Gemeindearbeiter das Gras der Borde. Sie haben die gefundenen Getränkebüchsen an einem Platz zusammengeworfen. Der Mensch ist das schmutzigste Tier, denke ich.

Lucens wäre 1969 beinahe untergegangen. Hier hat sich eine der schlimmsten Kernschmelzen in der Geschichte der Atomindustrie ereignet. Wäre der Versuchsreaktor nicht so klein gewesen und in eine Kaverne gebaut worden, hätte es für die Westschweiz bös enden können. Dann würde das Schloss zwar immer noch auf dem Hügel stehen, aber alles wäre verlassen wie in Tschernobyl. Cremo, deren Rahmdeckeli in Westschweizer Lokalen verbreitet sind, könnte in Lucens nicht mehr produzieren.

Oberhalb von Lucens verengt sich das Tal wieder und ragen steile Sandsteinhänge auf. Bei einem Weiher kurz vor Moudon raste ich ein zweites Mal. Das erste Mal habe ich nach der Eisenbahnbrücke unterhalb von Lucens gerastet. Es hat genügend Sitzbänke entlang der Fluss-Strecke. Jetzt ist es nicht mehr weit in das sehenswerte Städtchen Moudon mit seiner reformierten, gotischen Kirche St. Etienne und dem etwas höher gelegenen Schloss.

Links:
http://www.swisscastles.ch/Vaud/chateau/Lucens_d.html
http://www.mitwelt.org/akw-lucens.html
http://www.moudon.ch/de/page.asp?id=178
http://www.swisscastles.ch/Vaud/chateau/moudon_d.html
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12. Juli 2015: Moudon - Palézeux Gare

Mit Ausnahme der Strecke Payern - Bressonaz (Flurname südlich von Moudon) besteht kein Uferweg entlang der Broye. Vielleicht liegt es daran, dass die Broye auf ihrem Kurs wiederholt zwischen den Kantonen Freiburg und Waadt wechselt, so dass sich niemand für einen durchgehenden Fluss-Wanderweg verantwortlich fühlt. Der offizielle Wanderweg von Moudon nach Palézeux dauert fünf Stunden und führt zum Teil ein gutes Stück vom Fluss entfernt. Diese Zeit darf auch für meine Route als ungefährer Richtwert angenommen werden.

Ich lege mit Hilfe des Kartenwerkes von Schweiz Mobil meine eigene Route, vor allem weil mich der Chute de Chavanettes interessiert, der nicht von einem Wanderweg erschlossen wird.

Zuerst folge ich dem Wanderweg vom Bahnhof entlang des Flusses nach Bressonax und Séppey, einem verträumten Nest auf einer Anhöhe. Ich durchquere den Weiler und zweige auf dem Strässchen scharf links ab, während der Wanderweg geradeaus führt nach Vulliens führt. Nach Durchqueren des Wäldchens staune ich über den Ausblick zu den jetzt nahen Freiburger und Waadtländer Alpen. In meiner Gehrichtung nach Süden entdecke ich die Dents du Midi, aber dazwischen baut sich ein Hügelzug wie eine Wand auf. Mitten drin erhebt sich der Mont Pélerin mit seinem Turm. Diese „Wand“ bildet die Wasserscheide zwischen dem Rhein und der Rhone. Dahinter liegt für mich unsichtbar der Léman.

Ich gehe auf dem Landsträsschen Richtung Ecublens und zweige beim Weiler La Millière spitz nach links hinten ab, komme unter dem Eisenbahntunnel durch, folge dem Feldweg, bis der nach einer Wiese rechts wieder ganz nahe an die Bahnlinie kommt. Übrigens: Nach dem Unterqueren der Unterführung überrascht mich der Blick zum Städtchen Rue mit seinem Schloss und der Altstadt auf dem Hügel. Hinter dem Waldsaum muss ein Blick zum Chute de Chavannettes möglich sein, dessen Rauschen hörbar ist. Ich steige bei einem Erdhaufen über einen niedrigen Drahtzaun und laufe die Wiese ein Stück weit zurück, bis ich bei einer Lücke in die Tiefe blicken kann und einen Teil des Wasserfalles tief unter der bewaldeten Felswand sehe. Es kommen Kinder und laufen auf den Felsblöcken im Wasser umher. Der Wasserfall muss von der anderen, flacheren Seite her, wo die belebte Kantonsstrasse verläuft, zugängig sein. Achtung: Es besteht Absturzgefahr auf dem Plateau des Steilhanges oberhalb des Wasserfalles. Ich mahne zu äusserster Vorsicht. Ein Tiefblick ist auch möglich, wenn zur Kante ein respektvoller Abstand gewahrt wird.

Ich marschiere danach weiter nach Ecublens und raste auf der schattigen Steinbank an der Kirche. Danach folgt Eschiens und ich marschiere auf dem Feldweg durch das Wäldchen nach Auboranges. Achtung: Dort wo der Feldweg bis zur Schranke des Bahngleises führt, dieses keinesfalls überschreiten! Der Weg führt rechts vorbei am Holzschuppen den Wiesenhang hinauf und entlang des Weidehages. Oben gegen den Waldrand kann durch die Lücke des Weidehages auf den Feldweg nach Auboranges gelangt werden. Von dort geht es auf einer Nebenstrasse nach Chatillens hinunter, das zur Gemeinde Oron gehört. Das Schloss Oron liegt weiter weg auf einer Anhöhe. Ich raste beim Bahnhof und überquere danach die Broye, um den ordentlichen Wanderweg via Palézieux Village nach Palézieux Gare zu benutzen.

Beim Abstieg nach Palézieux Village verblüfft mich weit hinten eine Gebirgsformation, die wie Kamelhöcker aussieht. Eine junge Frau erklärt mir, dass es sich um den Tour d’Ai und Tour de Mayen handelt. Der Abschluss ist sportlich. Zwischen Palézieux Village und Palézieux Gare verläuft der Wanderweg ein Stück weit auf einer schmalen, mit Bäumen und Wurzeln versehenen Rippe, unter der die Broye sowie ein Bach fliessen. Bei einer Brücke überquert er die Broye und nach einem kurzen Waldstück komme ich in Palézieux Gare an. Wie so oft ist Konzentration bis am Schluss angesagt.

Links:
http://www.apiculture-moudon.ch/sentier-des-abeilles
http://www.swisscastles.ch/Fribourg/rued.html
http://www.swisscastles.ch/Vaud/Oron/
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20.Juli 2015: Palézieux Gare - Semsales

Kein Wanderweg führt nach Franex vor Tatroz, wo die Broye wegen der Rhein/Rhone-Wasserscheide gezwungen ist, auf ihrem anfänglichen Weg nach Süden in den Norden abzudrehen. Ich marschiere zuerst auf der Landstrasse nach Ecoteaux. Die Käserei im Dorf zeigt mir, dass ich mich wieder im Gebiet des Gruyère befinde. Gegenüber der Käserei zeigt das Schild des Fahrweges nach Bossonnens. Der asphaltierte Feldweg mündet in eine Landstrasse. Von dort sind es noch wenigen Minuten zum Weiler En Franex mit seiner Schreinerei vor der Broye. Genau dort macht die Broye ihren Knick nach Norden.
Ich überschreite danach die Brücke, gelange nach Tatroz und über Feldwege an einem Hundeheim vorbei nach Remaufens. Von dort benutze ich den Wanderweg mit Nahziel La Rogivue und Fernziel Romont. Der Naturweg, ja teils Grasweg ist für das Training meiner Fussgelenke und das Gleichgewicht gut. Die Waldstücke bieten in der Hitze willkommenen Schatten. Auf der Krete erfrischt hin und wieder eine sanfte Brise. Zu meiner Verwunderung erblicke ich auf der Anhöhe sogar den Gibloux, einen „alten Bekannten“ aus meiner Saane-Wanderung.

Vor La Rogivue erreiche ich wieder die Broye, überschreite sie und raste an einem schattigen Platz, wo ich meine Beine das Bord hinunterbaumeln lassen kann. Als ich mich für den Abmarsch bereit mache, entdecke ich unter mir zwei Fischer. Ich frage, ob ich sie fotografieren darf. Einer kommt mir sogar ein Stück weit entgegen und präsentiert mir die beiden geangelten Forellen. Wir kommen kurz in eine Konversation und wünschen uns zum Abschied gegenseitig Erfolg. Ich marschiere das Wiesenbord der Broye entlang, muss bei einem Haus mit Hag auf die Landstrasse ausweichen, komme wieder über eine Broye-Brücke und sehe bereits Semsales und das Quellengebiet mit Les Alpettes und Niremont dahinter vor mir. Vor der Brücke über die Autobahn zweige ich in das Nebensträsschen nach links ab und begegne beim Sportplatz noch einmal der Broye. Auf dem Weg seit meiner Rast sehe oder quere ich kleine Quellbäche, welche von den Flanken der beiden Voralpengipfel hinabfliessen und in die Broye münden. Der bekannteste ist der Niremont. Danach geht es unter der Autobahnbrücke durch und nach Semsales hinein. Die Käserei hat leider zu dieser frühen Nachmittagsstunde zu.

Die Wanderung ist gemütlich in einem halben Tag zu machen. Weil ich grossenteils den Weg mit Hilfe der Karte selber suche, benötige ich mehr Zeit als auf Wegen, wo ich den Wanderwegschildern folgen kann. Dafür ist diese „Pfadfinderarbeit“ interessant.

Beim Bahnhof informieren mich die Wanderwegschilder, dass es bis zur Notre Dame de Niremont 50 Minuten, zum Niremont 2 Stunden 10 Minuten, zu Les Alpettes 1 Stunde 35 Minuten dauert.

Bei der Nachbearbeitung erfahre ich, dass in Semsales der Alpabzug jährlich mit traditionellem Markt,  handwerklichen Darbietungen und Festwirtschaft gefeiert wird.

Links:
http://www.desalpe-semsales.ch
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26. Juli 2015: Semsales - Niremont

Heute begleitet mich Théo Engel, der Ehemann meiner lieben Therapiekollegin Marianne Engel, in das Quellengebiet der Broye sowie auf die Wasserscheide der Gewässer zwischen Rhein und Rhone. Er rekognosziert mit mir das Gebiet als Vorbereitung für eine Patrouille de Rêve der Freiburger SAC-Sektion Dent de Lys. An dieser Tour sollten auch Menschen mit Behinderungen teilnehmen können, die sonst keine Möglichkeiten für eine solche Tour haben.

Théo holt mich am Bahnhof Romont mit dem Auto ab, damit wir gemeinsam nach Semsales fahren können. Bevor es losgeht, kümmern wir uns zuerst um die Schafe, die unmittelbar vor uns auf dem Bahnhofplatz von Romont auftauchen und sich sogar an den dortigen Blumenrabatten gütlich tun. Sie sind offenbar aus ihrem Gehege ausgerissen. Théo fährt zu einem früheren Gemeindeoberhaupt und Landwirt und informiert ihn. Dieser Mann kennt alle Tierbesitzer und kann den Schaf-Eigentümer alarmieren.

Ab Semsales steigen wir den steilen, gut angelegten Wanderweg zur Goille au Cerf auf. Dieser Weg ist teilweise bewaldet. Rechts von uns fliesst La Mortive, ein Quellbach der Broye. In sie mündet weiter oben der Quellbach Les Alpettes. La Mortive spielt eine Rolle in der Sage über die Katastrophe von Semsales. Der Wortstamm Mort weist auf die Dramatik hin. Die Geschichte kann im Link unten nachgelesen werden. Wir geniessen reichlich Himbeeren und danach Heidelbeeren als Wegzehrung. Kurz unterhalb des Strässchens entdecken wir einen romantisch gelegenen Picknickplatz samt Feuerstelle, der für die Patrouille de Rêve geeignet liegt.

Wir passieren die Gastwirtschaft und rasten etwas oberhalb beim Waldrand. Danach wandern wir über einen traumhaft gelegenen Höhenweg durch das Feuchtgebiet zum Niremont. Von der Goille au Cerf erblicken wir an einem Standort gleichzeitig den Léman und den Greyerzersee. Die Goille au Cerf ist die Wasserscheide zwischen Rhein und Rhone. Je nachdem, wo wir auf dem Weg durch die Moorlandschaft hintreten, fliesst das Wasser entweder in die Nordsee oder das Mittelmeer. Der Weg durch das Naturschutzgebiet ist mit Holzschnitzeln aufgefüllt worden, so dass wir wie auf einem Orientteppich laufen. Tafeln erklären die Pflanzen. Vor dem Niremont durchqueren wir eine Pferdeweide und Théo fotografiert mich mit einem Pferd, das an mir Gefallen gefunden hat.
Der Niremont bietet ein gigantisches Panorama in die Alpen, den Jura und das Westschweizer Mittelland. Von diesem Gipfel aus sind vier Seen sichtbar: der Léman, Neuenburgersee, Murtensee und als dünner Schlitz der Bielersee. Niremont bedeutet schwarzer Berg und sein Name geht auf die Sage zurück. Die Gipfelhöhe ist 1‘514 m.ü.M.

Der Abstieg erfolgt zuerst über sanfte Alpweiden, wird danach steiler und ruppiger. Wir rasten noch einmal bei der Notre Dame der Niremont und erwarten einen steilen, ruppigen Abstieg nach Semsales. Wir haben Glück: Ein steiler, wiederum mit Holzschnitzeln ausgelegter Themenweg über das Holz führt uns sicher und angenehm zurück nach Semsales.

Die offizielle Wegzeit von Semsales nach Les Alpettes beträgt 1 Stunde 35 Minuten, von Goille au Cerf zum Niremont 40 Minuten und vom Niremont nach Semsales 1 Stunde 15 Minuten.

Wir haben Wetterglück. Der Himmel hat sich im Laufe des Nachmittags bedeckt und es hat zweitweise leicht getröpfelt. Ich kaufe noch Vacherin aus Milch von Niremont-Kühen. Als ich die Käserei verlasse und zu Théo ins Auto steige, fängt es zu regnen an. Das ist perfektes Timing.


Links:
http://www.les-paccots.ch/fr/sites-naturels/tourbiere-les-mauvaises-places.html
http://www.la-gruyere.ch/de/die-katastrophe-von-semsales.html

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