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Vispa Logbuch

Von Liliane Waldner

Einführung in die Vispa

Die Vispa entsteht durch den Zusammenfluss der Matter Vispa mit der Saaser Vispa auf 723.5 m.ü.M. in Stalden. Sie mündet nach 8.4 Kilometern bei Visp in die Rhone bzw. die Rotten. Sie ist Namensgeberin der Stadt Visp sowie des Visper Tales.

Der längere Vispa-Arm ist die Matter Vispa, die unterhalb von Zermatt auf 1.640 m.ü.M. aus der Vereinigung der Quellbäche Zmuttbach und Gornera gebildet wird. Dieser Flussteil ist 30 Kilometer lang.

Die 25 Kilometer lange Saaser Vispa hat ihren Ursprung auf 2‘197 m.ü.M. im Mattmarksee, einem enormen Staudamm, der mir als Ort eines gewaltigen Gletscherabbruch-Unglücks zur Zeit meiner Kindheit in Erinnerung geblieben ist.

Soweit möglich, möchte ich beide Vispa-Arme begehen.

Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vispa

https://de.wikipedia.org/wiki/Matter_Vispa
https://de.wikipedia.org/wiki/Saaser_Vispa
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Mattmark-die-unbewaeltigte-Tragoedie/story/22672432




14. November 2016: Schnuppern an der Vispa-Mündung in Visp

Heute schnuppere ich nur kurz an der Mündung der Vispa in die Rhone. Vom Bahnhof spaziere ich in etwa 20 Minuten zur Mündung und fotografiere auf dem Rückweg ein verlassenes Velo neben dem Uferdamm. Eine Einheimische sagt mir, am Wochenende würden viele Velos für die Heimfahrt gestohlen und danach liegen gelassen. Bei Baltschieder gäbe es an Sommernächten Partys am Rhone-Ufer. Sie habe schon säckeweise Abfall eingesammelt und fortgetragen. Das Landleben ist offenbar nicht so idyllisch.
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Ostersonntag 2017: Vispa - Stalden

Weil das Wetter im Norden schlecht ist, weichen meine Cousine Gisela und ich für den Osterausflug ins Wallis aus. Der Vispa-Weg bietet sich als kurze, leichte Wanderung an. Die Strecke ist laut Wanderwegzeichen in gut zwei Stunden zu schaffen. Wir gehen zuerst auf der östlichen Seite der Vispa hinauf und passieren bei Staldbach den höchst gelegenen Weinberg von Europa.

Danach wechseln wir auf die westliche Seite. Bei der Ritibrücke, einer denkmalgeschützten Steinbrücke aus dem 16. Jahrhundert mit kleiner Kapelle, rasten wir ausführlich. Danach setzen wir den Weg nach Stalden fort. Ein kurzer, steiler Aufstieg führt uns zur Kirche und zum alten Ortszentrum. Tief unterhalb von Stalden vereinen sich in einer felsigen, von Fusswegen nicht einsehbaren Schlucht die Matter mit der Saaser Vispa. Ich versuche, von verschiedenen Standorten Bilder zu machen, um einen Eindruck zu erheischen. Dabei stehe ich auch auf die historische Chibrücke, über die der Wanderweg nach Saas Fee führt. Stalden gilt wegen der vielen Brücken als Brückendorf und es existiert ein Brückenweg, dem wir folgen. Der beste Einblick in die Flussvereinigung würde eine Seilbahnfahrt nach Gspon bieten.

Links:
http://www.stalden.ch/sites/portrait/bruecken
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8. Mai 2017: Stalden - St. Niklaus

Kaum starte ich, hört es auf zu regnen. Bald brechen erste Sonnenstrahlen die Wolken auf. Das Wallis zeigt sich wieder einmal als wettersichere Alternative zur Schweiz nördlich des Lötschbergs. Für den Weg werden je nach Quelle bis zu drei und ein Viertel Stunden angegeben. Ich benötige jedoch meine Zeit. Der Naturweg beginnt ab Milibach. Er ist schön angelegt und leicht zu begehen, allerdings ist er kein Spazierweg, sondern manchmal schmal.

Über mich zieht sich ein Felsband aus Schiefer, unter mir liegt das Bahntrassee und noch weiter unten rauscht die Vispa. Als ich das Geräusch von Steinen höre, blicke ich in Erwartung eines Steinschlags sofort hinauf: Ein fliehendes Reh hat das Geräusch verursacht. Bis Kalpetran gibt es Sitzbänke. Ab Kalpetran gibt es bis fast nach St. Niklaus hinein keine Sitzbänke. Der Weg ist in diesem Teilstück etwas sportlicher. Er steigt nach der Eisenbahn- und Strassenbrücke in steilen Kehren hinauf. Ich raste auf einer besonnten Steintreppe bei den Hütten Oberi Chipfe. Der Weg ist trotz des vorhergehenden Regens fast trocken. Die Bewässerungsanlagen versprühen wieder Wasser über die Weiden. Weil ich nicht schnell genug bin, kriege ich etwas davon ab. Der Weg verläuft zwischen der Strasse oben und dem Bahntrassee unten. Er senkt sich gegen St. Niklaus hin zum Bahntrassee hinab und quert mit der Bahnlinie auf einer Brücke die Vispa. Der berühmte Zwiebelturm der Kirche St. Niklaus ist bereits sichtbar. Ich erinnere mich, wie dieser einmal in der Adventszeit als riesiger Nikolaus dekoriert worden ist, als ich mit der Bahn nach Zermatt vorbei fuhr. Die Kirche liegt direkt neben dem Bahnhof. Im damaligen Winter 2010 hätte ich niemals geträumt, dass es eine Fusswegverbindung von mir zu Hause bis zu diesem Kirchturm gibt.

Links:
http://www.rro.ch/cms/der-kirchturm-st-niklaus-wird-wieder-in-den-groessten-nikolaus-der-welt-verwandelt-und-so-zu-einem-beliebten-fotosujet-fuer-besucher-des-dorfs-75044
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14. Mai 2017: St. Niklaus - Täsch

Für die heutige Strecke sind laut Wanderwegzeichen vier Stunden einzuplanen, aber ältere, langsamere Menschen schlagen eine Marche hinzu. Auf dem Weg durch St. Niklaus komme ich am Gebäude des Bergführermuseums vorbei. Der Weg ist bis nach dem Staubecken ob Mattsand asphaltiert. Danach folgt meistens ein Naturweg bis nach Täsch.

Bis Herbriggen gibt es Rastbänke und -plätze, danach folgt bis ob Randa nichts. So marschiere ich bis zu einem Kreuz auf einem Stein, das am Hang gegenüber dem gewaltigen Bergsturz von Randa steht. Dort raste ich und lasse mich vom riesigen Schuttkegel beeindrucken. Aufgrund des Wegverlaufs komme ich nicht in die Dörfer. Zwischen Randa und Erholungsgebiet sowie Golfplatz Schali ist der Weg sportlich. Danach folgt ein einfacher Kiesweg bis nach Täsch. Unterwegs dominieren das kleine Matterhorn und das Breithorn in meinem Blickfeld nach vorn. Bei Täsch sind beide wegen eines Knicks im Tal verschwunden.

Links:
http://www.bergfuehrermuseum.ch/indexDE.html
http://www.planat.ch/de/bilder-detailansicht/datum/2010/09/01/bergsturz-randa-1991/
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10. Juni 2017: Täsch - Zermatt

Das Wanderwegschild gibt bis Zermatt eine Stunde 30 Minuten an, was angesichts des eher sportlichen, breiten Pfades sehr knapp gerechnet ist. Ich werde noch bis zum Zusammenschluss von Gornera und Zmuttbach, dem Beginn der Vispa oberhalb von Zermatt weiter zu gehen haben.

Am Anfang ist der Wanderweg breit. Ich treffe auf eine Frau, die einen kleinen Eimer trägt und frage sie erstaunt, ob sie putzen gehe. Sie erklärt mir, dass sie zu Hause warmes Seifenwasser geholt habe, um in der Fuxstein-Kapelle zu putzen. Dort gibt es nur kaltes Wasser. Die Frau ist eine von vier Frauen, die sich am Dienst in der Kapelle abwechseln. Sie liegt versetzt neben dem Wanderweg. Sie ist in einen kleinen Felsblock gehauen und gesprengt worden. Sie dient Wandersleuten wie Einheimischen zur Andacht und Stille.

Die Frau und ich kommen miteinander in das Gespräch. Sie erklärt mir die Geschichte der Kapelle. Ihr Grossvater hatte eine Schwester, die am Erblinden war. Er betete für seine Schwester, d.h. die Grosstante der Erzählerin. Er versprach, einen Bildstock und Gedenkort zu stiften, wenn seine Schwester nicht blind würde. Die Schwester erholte sich wieder und konnte bis an ihr Lebensende sehen. Bald nach der Genesung der Schwester entdeckte der Grossvater einen Damenschuh am Weg neben der heutigen Kapelle. Da wusste er, dass er die Kapelle beim Stein zu errichten hatte. Sie bestand am Anfang nur aus einem Bildstock mit einem Marienbild. Die Kapelle ist der Maria der sieben Schmerzen gewidmet. Die Erzählerin sagt mir, dass die Geschichte in die Zeit von 1910 bis 1915 zurückgehe. 

Während die Frau und ich zur Kapelle kommen, taucht ein Mountainbiker auf, den die Frau kennt. Er setzt sich in die Kapelle vor den Altar und vertieft sich in eine Andacht. Als der Mountainbiker geht, läuft eine Mutter mit ihrem Kind im Kinderwagen zur Kapelle. Sie wird offenbar rege benutzt und ist ein eindrucksvolles Zeichen der Volksgläubigkeit.

Ich gehe nach dieser Episode weiter. Der Weg verengt sich bald zum Pfad, der immer leicht auf- und absteigt. Er verläuft auf weite Strecken über der Eisenbahnlinie. Nach einiger Zeit und einer Wegkehre ist es plötzlich da, das Matterhorn. Vor mir unten liegt Zermatt.

Dort, wo der Radweg hinunter geht, steige ich ebenfalls hinab und gelange eingangs des Dorfes unterhalb dem Gebäude mit dem Helikopter-Landeplatz auf ein Strässchen entlang der Vispa. Ich folge ihm durch das Dorf hindurch und wieder hinaus, bis ich an den Beginn der Matter Vispa, d.h. den Zusammenfluss von Gornera und Zmuttbach bei einer Gebäudegruppe gelange. Danach kehre ich zurück, raste an einem Platz mit Aussicht auf das Matterhorn. Beim Weg durch das Dorf zum Bahnhof komme ich an der Edward Whymper Plakette vorbei. Typisch: Die Engländer haben überall Dinge zuerst entdeckt oder bestiegen, dabei hätten sie das ohne die Hilfe Einheimischer, in diesem Falle die Taugwalders, nicht tun können.

Links:
https://www.zermatt.ch/Media/Attraktionen/Kapelle-Fuxstein
https://www.zermatt.ch/museum
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12. Juni 2017: Stalden - Saas Balen

Ich erinnere mich, dass ich in jungen Jahren mit einer Familie auf dem Höhenweg von Grächen nach Saas Fee gewandert bin. Das war eine zackige Bergwanderung.

Meine Route ins Saas-Tal ist bescheidener und verläuft nahe der Saaser Vispa, die ich nach Abschluss der Matter Vispa ebenfalls bewandern will. Ich folge dem Talweg ins Saastal. Bekannter ist die Route von Gspon ins Saastal, der Höhenweg auf der anderen Seite. In alter Zeit sei es sicherer gewesen, den Siedlungen auf der Höhe entlang zu gehen. In der Literatur wird beiläufig auch der Alte Talweg von Stalden nach Eisten erwähnt, der etwa 1300 entstanden ist. Siehe den Link des Bundes unten.

Ich benutze diesen flussnahen Talweg und die entsprechenden Wanderwegschilder sind mit Talweg bezeichnet. Ich benötige mit meinem Handicap gut sechs Stunden, eine gesunde Person kann die Tagesetappe in vier Stunden meistern.

Ich gehe vom Bahnhof über die Gleise, folge dem Schild Richtung Saastal. Das Strässchen führt zur alten Steinbrücke und der Weg durch den Weiler Chinegga. Dort halte ich weiter ins Saastal und arbeite mich auf einem Wiesenweg in das tief eingeschnittene Tal hinein. Ein Gemeindearbeiter schneidet das Gras auf dem Weg und wir kommen kurz in das Gespräch. Von ihm erfahre ich, dass es sich um den Alten Talweg handelt. Er sagt mir, er habe das Betriebsfahrzeug weiter hinten auf dem Weg parkiert. Ich dürfe einfach herum gehen. In der Tat muss ich mich eng am Fahrzeug vorbeischlängeln. Gut, bin ich noch schlank und rank.

Bei Resti sagt mir ein heuendes Paar, ich müsse zur Strasse hinaufsteigen und könne später wieder auf den Weg hinunter gehen. Würde ich weiter gehen, käme der Weg an ein Ende, weil er eingestürzt sei. Das Wanderwegzeichen nach Eisten führt jedoch in diese Richtung und nicht hinauf wie andere Destinationen. Ich steige extrem steil hinauf und folge der Strasse. Bei Raftgarten komme ich bequem wieder auf den Weg hinunter.

Ich raste bei Zen Schmieden Eisten am oberen Ausgang der Route Richtung Zen Eisten. Ich halte auf dem Weg durch das Dorf immer geradeaus und danach geht ein grasiger, breiter Pfad weiter das Tal hinauf. Ich bleibe immer auf diesem Weg bis er auf ein Strässchen gelangt und unten durch an Zen Eisten vorbeiführt. Ab Zen Schmieden Eisten ist die Route nicht auf der Schweiz Mobil Karte als Wanderweg farbig markiert, aber es gibt ein gelbes Wanderwegzeichen. Auf dem Strässchen gelange ich über einer Brücke auf die andere Seite und steige, stets dem Strässchen folgend, in eine Siedlung namens Ahorn hinauf und hindurch.

Vom Strässchen steigt ein steiler Pfad hinauf und quert den Ahornbach. Von da geht es auf einem sportlichen Pfad bis zur Bodenbrücke oder Zen Briggetinu, wie es in einheimischer Sprache auf den Schildern heisst. Der schmale, mit Steinen durchsetzte Pfad führt über weite Strecken entlang elektrischer Weidezäune. Da muss ich aufpassen.

Nach dem Weiler Bodenbrücke raste ich am Flussufer. Dann marschiere ich weiter in sportlichem Auf- und Ab nach Saas Balen. Ab der Bodenbrücke ist die Route wieder als Wanderweg farbig markiert. Als ich näher zum Dorf komme, erblicke ich das markante Mittaghorn. Ob dieses Blickfanges entdecke ich die barocke Rundkirche erst auf den zweiten Blick. Ich werde sie mir zu Beginn der nächsten Etappe besser anschauen und hoffen, dass sie dann in gutem Licht zum Fotografieren steht. 

Links:
http://dav0.bgdi.admin.ch/kogis_web/downloads/ivs/beschr/it/VS02420000.pdf
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17. Juni 2017: Saas Balen - Zermeiggern

Vom Wirt des Enzians, wo ich nach der langen Fahrt einen Kaffee trinke, erfahre ich, dass der Weg heute einfach ist. Auch die Fortsetzung nach Mattmark sei gut. Ich fülle meine Trinkflaschen mit dem köstlichen Brunnenwasser des Brunnens neben der Postautohaltestelle. Der Uferweg von Saas Balen nach Saas Almagell ist mit zwei Stunden angegeben und die Fortsetzung nach Zermeiggern mit 25 Minuten.

Zuerst besuche die die Rundkapelle von Saas Balen mit ihrer reichhaltigen Ausstattung. Sie steht unter Denkmalschutz. Wer gerne einen guten Weg entlanggeht und das Rauschen des Wassers hört, Sonne und Wärme geniesst, ist mit dieser Tour gut bedient. Die Matter Vispa rauscht und seitlich tosen von den hohen Bergflanken Bäche in den Fluss. Es gibt unterwegs genügend Sitzbänke zum Rasten. Ob Saas Grund führt ein Kapellenweg nach Saas Fee hinauf.

Der Uferweg streift die Dörfer nur am Rande. Bei Zermeiggern steht die Kapelle, welche an die Opfer des Gletscherabbruchs von Mattmark erinnert. 1965 wurden 88 Arbeiter in ihren Baracken von der Eislawine getötet. In Zermeiggern liegt auch die Zentrale des Kraftwerkes. Ich erblicke das erste Mal die Staumauer von Mattmark von Ferne. Weil ich sonntags kirchlich engagiert bin, stoppe ich hier die Tour.

Bei der Rückfahrt mit dem Postauto erfahre ich in Saas Balen ein weiteres Beispiel der tiefen Gläubigkeit der lokalen Bevölkerung. Nahe der Haltestelle ist die Rundkirche auf eine Mauer gemalt worden. Das Gemälde sieht alt aus. Menschen strömen aus der Kirche. Eine junge Frau trägt ihren Säugling und sie hält ihn direkt vor das Mauerbild. Hat dieses Bild die Bedeutung einer Ikone?

Links:
http://gemeinde-saas-balen.ch/die-rundkirche-von-saas-balen/
http://www.kapellenweg.ch/pdf/Kapellenweg.pdf
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19. Juni 2017: Zermeiggern - Mattmark

Kurz nach dem Aussteigen aus dem Postauto entdecke ich auf einem Felsblock ein Murmeltier. Ich verhalte mich äusserst vorsichtig, pirsche mich etwas an und nutze die Chance, das erste Mal ein Murmeltier fotografieren zu können. Als ich noch etwas näher gehen will, verabschiedet es sich.

Nach einigen Schritten der Strasse entlang bergaufwärts zweigt der Felsenweg bis zur Alp Eiu ab, dem ein einfacher Wanderweg bis Mattmark folgt. Die Zeit von Zermeiggern bis Alp Eiu ist mit 45 Minuten angegeben und bis Mattmark mit einer Stunde 50 Minuten. Noch vor wenigen Tagen habe ich geträumt, leichtfüssig wie eine Gemse auf einem solchen Felsenweg zu gehen. Jetzt habe ich den erträumten Weg, muss mich mit meinen Füssen und Stöcken jedoch behutsam und langsam bewegen. Die Zeit steht still. Unter mir tost die Saaser Vispa und Bergbäche donnern von den Flanken in die Tiefe. Dazwischen zwitschert ein Vogel. Ich bewege mich vorsichtig von Felstritt zu Felstritt. Rote Punkte an den Bäumen weisen mir die Route durch das einsame Felsenlabyrinth. Es will nicht aufhören, bis ich die Alphütten von Eiu vor mir habe. Die Route ist als gelber Wanderweg markiert, erinnert mich jedoch stark an den felsigen Aufstieg zum Lucendro-Pass, ein weiss-rot-weisser T3 Wanderweg.

Ich raste vor einer Alphütte. Der Aufstieg hat Substanz gekostet. Dann kann ich auf einem bequemen Weg weitergehen bis er an die Strasse gelangt. Dort bietet mir ein gelbes Wanderwegschild eine gemütlichere Alternative zur Staudamm-Krone West an. Jene zur Staudamm-Krone Ost führt über einen schmalen Zick-Zack-Pfad hinauf. Ich gehe ein Stück weit das Strässchen hinab, quere es nach der Brücke und kann auf einem Schotterweg unterhalb der Staumauer direkt zur Westseite und zum Restaurant samt Informationszentrum Mattmark aufsteigen. Dort liegt die Postautohaltestelle. Auf diesem Weg bin ich nahe der jungen Saaser Vispa. Das Wasser strömt vom Allalingletscher hinunter, dessen unteres Ende noch sichtbar ist.

Von einer Frau, die von oben meinen Aufstieg beobachtet, erfahre ich, dass zur Zeit ihrer Kindheit der Gletscher bis unterhalb der Staumauer gelangt ist. Er hat sich weit zurückgezogen. Dort, wo die polierten Felsen sind, über die sich einzelne Wasserströme ergiessen, ist früher Gletscher gewesen. Ich spaziere den Weg der Dammkrone entlang. Dort erzählen Tafeln die Geschichte von Mattmark und des Saastals. Licht kam erst 1923 ins Saastal. Dank dem Bau des Staudamms sind die Dörfer mit einer Strasse erschlossen worden, ist das Postauto hinaufgekommen. Für das Ausgleichsbecken Zermeiggern musste eine Siedlung weichen. Nach der Katastrophe von 1965 mit den 88 toten Arbeiterinnen und Arbeitern ist der Gletscher ohne menschliche Opfer noch einmal abgebrochen. Ich frage mich, ob die Katastrophe von Mattmark ein früher Vorbote des Klimawandels gewesen ist.

Links:
http://www.kwm.ch/ausstellung.html
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